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Das junge Wiesel.

Ein Wiesel, das am Tag die Falle stehen sah,
Kam, wann es dunkel war, niemals der Falle nah.
„Ich kenne die Gefahr, mich wirst du nicht bethören,
Mein Vater starb durch dich, dieß soll mich Vorsicht lehren.

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So jung ich auch noch bin, doch bin ich dir zu klug,

Wer den Betrug erkennt, dem schadet kein Betrug.
Den Eyern geh’ ich nach, und habe das Vergnügen
Bei solcher leckern Kost die Hausfrau zu betrügen.“

So spricht das Wiesel froh, in blinder Sicherheit,

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Und denkt nicht der Gefahr, die ihm wo anders dräut.

Denn als es einst in’s Ey sich einbiß, blieb, o Schrecken!
Das Wiesel mit dem Kopf selbst in der Schaale stecken,
Und zog ihn nicht heraus in Angst und großer Noth.
Da kam die Hausfrau an, und schlug das Wiesel todt.


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_063.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)