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Obervogt die Huldigungen nicht ungern, die er der kleinen Therese bezeugte. So war unsre Liebe stumm und bescheiden, und dennoch mit einer unaussprechlichen Innigkeit und Herzlichkeit verbunden, ja sie war so rein und zart, daß wir vor unsern geheimsten Wünschen nicht erröthen durften.

Während wir auf diese Art sorglos und selig auf dem ruhigen Strome unserer Empfindungen fortgetragen wurden, zogen sich Stürme über uns zusammen, die anfangs nur unsern Frohsinn[1] trübten, aber zuletzt unserer Liebe den Untergang drohten. Es wachte ein Auge über uns, aufmerksamer und lauernder, als alle übrige der Stadt. Crescentien war es unerträglich, daß die jüngern Schwestern durch Liebe glücklich seyn sollten, während ihr eigenes Herz darben mußte. Offen gegen die Schwestern handeln durfte sie nicht, weil sie unter dem Schutze der Aeltern standen, und weil auch sie selbst eben die Freiheit genossen hatte, deren die Schwestern sich jetzt erfreuten; auch galt ihre Stimme aus leicht begreiflichen Ursachen wenig im Hause: Sie fing also damit an, uns unsre Verhältnisse zu verbittern, suchte bei jeder Gelegenheit die Liebhaber oder die Schwestern

lächerlich zu machen, und war unerschöpflich an Spott und hämischen Urtheilen. Freilich erreichte sie dadurch nur all zu oft ihre böse Absicht, denn es that den Mädchen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Forhsinn
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)