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setzen gedachte. Er hieß Karl Miltenheim, und wurde, da er in Geschäften öfters zum Obervogt kam, bald auch mit dem übrigen Hause und mit mir bekannt. Wir schlossen ein Freundschaftsbündniß, das um so inniger wurde, da Miltenheim von den aufblühenden Reizen der liebenswürdigen Therese bezaubert wurde, und mich zum Vertrauten seiner Empfindungen machte. Auch Therese, obgleich sie erst den sechszehnten Frühling zurückgelegt hatte, war nicht gleichgültig gegen die ehrerbietige Auszeichnung, womit der im Stillen seufzende Liebhaber sie behandelte. Es war ein eigenes Verhältniß, in welchem die neuen Freunde unter sich und gegen die schönen Gegenstände ihrer zärtlichen Neigung standen.

Wir wähnten, die Angelegenheiten unserer Herzen seyen ein Geheimniß, von dem nur wir wüßten, und doch sprach das ganze Städtchen von unserm Liebeshandel. Ich scheute mich vor Vater und Mutter, und doch war ich Louisen schon bestimmt, bevor ich in’s Haus gekommen war, denn mein Vater hatte mit Genehmigung der Aeltern Louisens schon voraus im Stillen unsre Verbindung beschlossen, im Fall wir Liebe für einander empfinden würden. Mein Freund, Karl Miltenheim scheute sich gleichfalls, und meinte, sein freier Zutritt im Hause möchte beschränkt werden, wenn seine Absicht auf das noch so junge Mädchen entdeckt würde, und doch sah der

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)