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den Aeltern lieb, doch Louise mehr nach dem Sinne der Mutter, Therese mehr nach des Vaters Geschmack; Crescentia aber konnte sich nicht recht mit ihnen vertragen, hofmeisterte an ihnen den ganzen Tag, und störte sie öfters in ihren unschuldigen Freuden. Daher hatten sie auch nie ein volles Zutrauen zu ihr, neckten sie zuweilen mit jugendlichem Leichtsinn, und es gab öfters schwesterliche Fehden und Verdrüßlichkeiten, in welche die Aeltern sich zu legen genöthigt waren.

Um diese Zeit, fuhr Hellborn fort, führte mich der Stern meines Schicksals in des Obervogts Haus. Fraser und mein Vater waren einst Schulkameraden gewesen und taglebens gute Freunde geblieben. Ich war zu einer Landbeamtung bestimmt, wozu mein Vater durch den Grafen von Lindheim, in dessen Diensten er stand, Hoffnung erhalten hatte. Den ersten vorbereitenden Unterricht gab mir mein Vater selbst; in meinem achtzehnten Jahre aber wurde ich dem Obervogt übergeben, um unter dessen Leitung, weil er ein sehr brauchbarer und geschickter Geschäftsmann war, mich tüchtig zu machen für meine Bestimmung. Nicht wie ein Subaltern, sondern wie ein Sohn vom Hause wurde ich aufgenommen und behandelt, durfte, soweit es meine Geschäfte erlaubten, an allen Vergnügungen Antheil nehmen, deren es nicht wenige gab, war öfters bei Besuchen gegenwärtig, und

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)