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Ball) in seinen Mantel gehüllt, auf der dunkeln Straße gegenüber, des abgehenden Wagens. Alle Zimmer waren erleuchtet, die rauschende Musik scholl in seine Ohren, die Tanzenden schwebten an den hellen Fenstern des Saals an seinen Augen vorüber, und mehrmals sah er selbst Crescentien, in den Armen des Obersten, die Reihen hinunter fliegen. Wie unglücklich fühlte sich da der junge Mann, welch ein Sturm von Empfindungen und Gedanken empörte das Innerste seiner Seele! Endlich fuhr der Wagen vor, schweigend nahm er seinen Platz ein, und rollte davon.

Vierzehn Tage noch blieb das Regiment im Städtchen. Während derselbigen war ein beständiger Wechsel von Freudenfesten im Hause des Obervogts, täglich wurden Besuche empfangen oder gegeben, es war ein Taumel von Zerstreuungen, in welchen man lebte. Crescentia kam zu keiner Besonnenheit und Ueberlegung, nur des Augenblicks dachte sie, die Zukunft wurde nie von ihr mit Ernst beachtet. Nach dem Verflusse dieser Zeit mußte das Regiment seine Standquartiere plötzlich verlassen, und der Oberst schied von der Familie. Da er aber nur wenige Meilen weit verlegt war, so kam er beinahe täglich angefahren, kam er aber nicht selbst, so wechselte er mit Crescentien heimlich Briefe. Der Inhalt derselben wurde nie bekannt, doch läßt er sich errathen.

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)