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Unwiderstehlich war der Eindruck, den sie gleich beim ersten Anblick auf Wilhelm machte; dieß war der Vorname des jungen Horstig. Er wiederholte daher seine Besuche sehr häufig und bemerkte bald, daß er Crescentien auch nicht gleichgültig sey. Fraser und seine Gattin sahen mit Wohlgefallen das neue Verständniß, aber der alte Horstig warnte seinen Sohn, vorsichtig zu seyn, versagte ihm übrigens die väterliche Einwilligung nicht zu einer nähern Verbindung. Also entdeckte Wilhelm eines Abends der Geliebten in der Laube des Gartens sein Herz, und erhielt auch von ihr ohne Ziererey und viele Umstände die Versicherung der zärtlichsten Zuneigung. Feurige Küsse versiegelten den Bund.

Die Liebenden hatten noch nicht lange die Seligkeit ihres schönen und glücklichen Verhältnisses genossen, als ein Regiment Dragoner in’s Städtchen einrückte, und auf einige Zeit daselbst Quartier nahm. Der Oberst, ein Mann in seinem besten Lebensalter, groß, schlank, artig gegen das Frauenzimmer, sonst aber etwas rauh und aus Neigung Soldat, wählte seinen Aufenthalt im Hause des Obervogts. Wilhelm sah nicht gut zur Sache, denn ihm fielen die Warnungen des Vaters ein, und eine schwermüthige Ahnung preßte seine Brust zusammen. Der Oberst betrug sich indeß sehr anständig, war gegen Jedermann im Hause freundlich und gefällig,

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)