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mit Geist, gesellschaftlich mit Würde. Doch ich kehre zu Crescentien zurück, welche die älteste Tochter und die Lieblingin ihres Vaters war, ein Mädchen, das eben sowohl durch geistige Vorzüge sich auszeichnete, als durch körperliche Reize.

Sie hatte ihren fünfzehnten Frühling angetreten, als Ferdinand Walther, ein Jüngling von guter Erziehung und Familie, in’s Haus aufgenommen wurde, um unter Frasers Anleitung das Rechnungswesen und die ersten Elemente der Rechtspflege als Vorübung für die hohe Schule zu erlernen. Ferdinand war nicht lange in Crescentiens Nähe und Umgang, als die zärtlichste Neigung in seinem Herzen erwachte und zu einer immer größern Flamme aufloderte; auch Crescentia fühlte sich allmählig zu dem guten und gefühlvollen Jüngling mit allem Feuer der ersten Liebe hingezogen. Der scharfsehende Obervogt bemerkte bald, was in dem Herzen der jungen Leute vorging, legte aber ihren Gefühlen, Wünschen und Hoffnungen kein Hinderniß in den Weg, da er gegen eine künftige Verbindung nichts einzuwenden hatte. So verging ohngefähr ein Jahr, im Rosenlicht jugendlich schwärmerischer Liebe verlebt, voll unaussprechlicher Freude und Seligkeit, aber nur allzuschnell, denn die Stunde des Abschieds rückte heran, die den Jüngling für eine höhere Laufbahn abrief. Der Abschied war zärtlich und

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)