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nur in die Länge. Die Amtmännin war bei Crescentias Ankunft nicht im Gartensaale, weil sie den Nachtisch besorgte, diese aber fragte nicht im mindesten nach der abwesenden Schwester, sondern nöthigte einen jungen Geistlichen, dem sie der Zufall an die Seite geworfen hatte, zu einem Gespräche über die Naturphilosophie, welche eben ihr Lieblingsstudium zu seyn schien.

Indeß kehrte die Amtmännin zur Gesellschaft zurück, und ging, da sie ihre Schwester gewahrte, herzlich auf sie zu, um sie zu umarmen, Crescentia aber reichte ihr ganz kalt die konkave Seite des Backens zum Kusse, ohne selbst den Kuß zu erwiedern. Der Geistliche glaubte nun, dem unwillkommenen Gespräche entwischen zu können, allein vergebens. Sie ließ ihren Mann nicht fahren, und kramte, zu schlechter Erbauung der Gesellschaft, den armseligen Plunder ihres Afterwissens aus. Man bot den Nachtisch herum. So oft der Teller an Crescentia kam, warf sie die ganze Ladung unter einander, ehe sie nahm, was ihr beliebte, den genommenen Vorrath aber zerbröckelte sie mehr, als sie ihn kostete. Als man ihr den Kaffee reichte, griff sie so lange in die Zuckerbüchse, bis ihre Tasse ganz voll von Zucker war. Den vor ihr stehenden Kelch füllte sie ohne Bedenken mehrmals mit süßem Weine, und tauchte Biskuit hinein. Sie hatte durchaus viel Sonderbares

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)