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schlechtere mit etwas Holz geebnete enge Wege zu passiren, da die CavallerieBrigade die äußerste ArriereGarde formirte und die InfanterieDivisionen und Equipage voranlaßen mußte, so ward dieser aufgehaltene Marsch in einen so schwierigen Terrain um so unangenehmer, als der General Sacken von Pruczanny her uns drängte, um den Schwarzenbergschen Corps wo möglich den Weg nach Wollkiowisk abzuschneiden.

Perroczow.      Wir erreichten Perroczow am 7. Novbr, schlugen vor demselben am Abhange eines Berges Bivouaq und verweilten bis mit 10. ejsdm daselbst. Das Sackensche Corps war auf dem Fuße gefolgt und lies uns nicht aus den Augen. Die Jahreszeit wurde nun immer rauher, der Schnee häufiger und das Bivouaquiren durch eintretende Erkältungen der Gesundheit desto nachtheiliger; die sich täglich mehrenden Kranken gaben den augenscheinlichsten aber auch fühlbarsten Beweis hiervon, und doch konnte weder durch Ergänzung der Bekleidungsstücke noch durch zweckmäßigere Lebensmittel diesem Übel vorgebeugt werden. Ein bis Mitternacht gegen innere Erkältung schüzendes Preeservativ war ein aus rußischen Thee, Honig und den stärksten Brandewein zubereitetes warmes Getränke, von uns rußischer Punsch genannt, weil seine Bestandtheile sowohl als auch deßen Geschmak und Farbe viel Ähnlichkeit mit den gewöhnlichen Punsche hatte, und Magen und Eingeweide auf eine längere Zeit mit einer wohlthätigen Wärme erfreuete. Da die Ingredienzen an Thee und Honig fast bei jeden Juden zu erlangen waren, und starker rußischer Brandewein zum Getränk geliefert wurde, so geschahe es oft, daß solche Punschgelägchen beim helllodernden Wachtfeuer bald einzeln bald von mehrern Barakken gemeinschaftlich celebrirt wurden, und sie leisteten, sich darauf oft mit sparsamen Stroh bestreueten hart gefrohrnen Boden hingestreckt, bis gegen Mitternacht den besten Erfolg, nach deßen Verkühlung dann freilich wieder das Feuer von außen und der Brandewein von innen die Natur durch künstliche Wärme unterstüzen mußte. Daß nur gesunde, kräftige und harte Naturen dieser

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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)