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     Der 16te August bei Brczesc war auf die vorhergegangenen Regentage einer der schönsten und wärmsten, und trocknete nicht nur unsere am Leibe und im Mantelsacke ganz durchnäßten Sachen, die dem Moder nahe waren, wieder ab, sondern versahe uns auch aus der nahen Stadt für Geld mit manchen nöthigen Artikeln, die wir eine geraume Zeit lang hatten entbehren müßen. Eintritt in Vollhynien.

     Den 18.ten und 19ten August hatten wir wieder durch sehr sumpfige und morastige Gegenden beschwerliche Märsche, – traten den 20ten ejsdem in der Provinz Vollhynien ein, und bezogen dicht hinter den vorwärts gelegenen Scheunen und Gärten des Städtchen Szacz (Schazk) einen bis mit den 23ten Aug. fortdauernden Bivouaq. Als wir den 24ten früh 5. Uhr selbigen wieder verließen, erreichten wir auf der nach Luboml führenden Straße den feindlichen Nachtrab wieder, und unter fortwährenden Plänkern mit unserer AvantGarde, folgten wir selbigen durch Luboml (ein kleines mit vielen Juden bewohntes Landstädtchen) und lagerten uns ½ Stunde jenseits an der nach Jurisk führenden Straße auf einer mit einzelnen Gebüsch bewachsenen Viehweide. Der Feind hatte sich auf dieser Straße zurückgezogen, eine waldigte und buschigte Gegend trennte uns von ihm, und vorgeschobene starke Feldwachten beobachteten ihn nicht nur, sondern sicherten auch zugleich unsere Ruhepläze. Verlust bei Luboml.      Den 25ten August Nachmittags wurde unsere und die links aufgestellte österreichische Vorposten Chaine von vorgedrungener feindlicher Cavallerie angegriffen, und der rechte Flügel unter den Rittmeister Roos bis über unsern Bivouacq herein, gegen Luboml zurückgedrängt. –

Die vorliegenden Felder am Saume des Holzes waren, um sie vor das weidende Vieh zu schüzen mit Pfahlwerk und Stangen eingeschränkt und nur ein enger freyer Raum bezeichnete die nach Jurisk führende Passage. So von der feindlichen Übermacht gegen diesen Engpaß zurück gedrängt, entstand auf der Retraite unserer Feldwacht hier ein Stocken und Drängen, was ohnfehlbar die
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0089.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)