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VivatGeschrey, und geleiteten in diesem Aufzuge den die AvantGarde commandirenden Herrn General Major von Gablenz bis in sein Quartier. Ein ähnliches wiederhohlten sie Nachmittags, als der mit seinem GeneralStaabe einziehende en cheff commandirende General Graf Reynier eintraf, und sein Hauptquartier ebenfalls daselbst aufschlug.

     Das Regiment bezog vor und jenseits der Stadt einen getheilten, – tags darauf aber, als die InfanterieDivisionen uns nachrückten, eine halbe Stunde über derselben hinaus, einen gemeinschaftlichen Bivouaq, der bei einer in diesen Tagen eingetretenen großen Hize, verbunden mit den glühenden Sandboden noch um so erträglicher wurde, da vor Geld die speculativen Juden noch einen guten Labetrunk herbeischaften. Das Bier war, so lange als es aus Gewinnsucht nicht verfälscht war, hier ein Artikel, der sehr gut,[1] und äußerst selten von dieser Qualität in Pohlen anzutreffen war. Den 11.ten ejsd. wo unser Aufenthalt noch fortdauerte, geschah jenseits der Stadt, auf dem Bivouaq des 1.sten leichten InfanterieRegiments zur Warnung des ganzen Corps eine Execution. Der Fourier Hoffmann von der 3ten Comp. dieses Regiments, wurde wegen Marodiren durch Standtrecht zur Kugel verurtheilt, erschoßen, und einige weniger Mitschuldige körperlich abgestraft.

Nieszwicz.      Vom 12ten bis 14ten July dirigirten wir uns über Polenka (wo während unsers Durchmarsches mit den Glocken geläutet wurde und die Geistlichkeit mit der Monstranz an der Straße sich aufgestellt hatte) Stalowicze und Snow nach Nieszwicz, einem lichten mit vielen neugebauten Ziegelhäusern versehenen Mittelstädtchen, woselbst wir einen Theil der westpfälischen und pohlnischen Armee unter Commando des Königs von Westpfalen antrafen, der hier sein Hauptquartier hatte. Wir waren nunmehro bis an die Grenzen des Gouvernements Minsk gelangt, als den äußersten Puncte, den wir in der Richtung vom Bug nach dem Dnieper zu, erreichen sollten.

     Der General Tormassow hatte sich bei Annäherung der Österreicher von Nowogrod gegen Podolien zurückgezogen und die beiden Divisionen Lambert und Tschaplitz vorgeschoben
  1. Hier ist ein war durch Unterpunktung gestrichen.
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0074.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)