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Schlachtfeld aus der Campagne 1809 sei, und der große Hügel als Andenken, die Gebeine eines hier gebliebenen pohlnischen Obersten und Anführer eines FreyCorpsMannes Birek[1], einen Juden von Geburt, der hier den Österreichern ein kleines Treffen lieferte, bedecke. Da er nahe am Flecken lag, so hatte man ihn zugleich mit zum BegräbnisPlaz derenjenigen verstorbenen Protestanten gemacht, denen nach dasiger Intoleranz keine lezte Ruhestätte in der geweihten Erde der Chatoliken vergönnt war, und die nun hier auf diesen ruhmvollen Gefilden des Todes ein um so unbeschränkteres Grab fanden. Das eine Kreuz bezeichnete die Ruhestätte eines in Kock sich angesiedelt gehabten deutschen Tischlermeisters Wunderlieb und das zweyte die des am 7. Juny ac. ohnfern dem Orte beim Pferdeschwemmen im Wiprez ertrunkenen Husar Schroeder von der 2ten Escadron mit der einfachen deutschen Aufschrift: "Hier ruhet der Königl. Sächs. Husar Schroeder aus Thüringen."      Wir paßirten in den darauf folgenden Tagen noch Zellechow[2], Kalusczyn[3], Liw und Wegrow als Flecken und kleine unbedeutende Landstädtchen und bezogen am 21. ejsdem in und bei Przezdziatka[4] ein neues nur wenige Tage dauerndes Cantonnement. Alles lies einen baldigen Wiederaufbruch und das Beginnen der Feindseligkeiten voraussehen, da die so günstige Jahreszeit immer mehr und mehr vorrückte, und von einer Annäherung der Cabinetter nichts vernehmbar wurde. Die scharfe, bisher uns nachgeführte Munition wurde noch an diesem Tage ausgegeben Vorposten wieder ausgesezt und Officiers verkleidet an den Bug vorgesendet, um gewiße Nachrichten über die Stärke und Stellung der jenseitigen Truppen einzuziehen. Wir hatten uns in unseren Erwartungen nicht getäuscht, denn der geahndete baldige Wiederaufbruch erfolgte bereits 2 Tage darauf am 23. Juny Nachmittags 2 Uhr, – die bisher einzeln für sich marschirten Regimenter und Partheyen erhielten Abends 8. Uhr bei Lipky ein Rendezvous, wo aus den Regimentern Husaren, Prinz Clemens Uhlanen, v. Polenz[5] chev. leg.[6] und einer reutenden Batterie, unter Befehl k[urfürstlichen] GMaj v Gablenz[7]==Anmerkungen (Wikisource)==

  1. Birek – Berek Joselewicz (1764-1809), jüdisch-polnischer Kaufmann und Oberst der polnischen Armee, der in der Schlacht bei Kock gegen Österreich fiel.
  2. Zellechow – das heutige Żelechów
  3. Kalusczyn – das heutige Kałuszyn
  4. Przezdziatka - das heutige Przeździatka, ein Dorf nahe Sokołów Podlaski
  5. v. Polenz – Generalleutnant Georg Friedrich August von Polenz (-1815)
  6. chev. leg.Chevauleger, Gattung der leichten Kavallerie
  7. GMaj v Gablenz – der sächsische Generalmajor Heinrich Adolf von Gablenz (1764-1843)
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0068.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)