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die geringste Spur vom KleeAnbau, so sehr er auch ihrer Viehzucht zu statten kommen würde, da der Wiesewachs an manchen Orten ganz mangelt, und das Vieh in den Hölzern zum Theil sehr spärliche Nahrung findet.

     Daß aber nicht blos der gemeine, sondern auch der gebildete Mann allen Neuerungen entgegenarbeitet, davon ein zweites Beispiel aus der RegierungsEpoche Friedrich Wilhelm des Ersten aufgenommen. Wie schon erwähnt, war dieser Zeitraum für Pohlen einer der glücklichsten, den es nun zu spät zu fühlen angefangen hat. Durch den Verkauf und das Einziehen einer Anzahl Klöster und Domainen, wurden große Summen Geldes gewonnen, wovon ein beträchtlicher Theil wieder zu neuen Einrichtungen und Verbeßerungen angewendet, dem Land im Allgemeinen zufloß. In Pohlen herrscht, für nur irgendeinem Reisenden von einigen Stande, die mangelhafte Einrichtung, daß man selten in einem Gasthofe, hauptsächlich auf dem Lande, ein Bett zum Nachtlager antrift. Der reisende Pohle vom Stande, führt stets, wenn er außerhalb übernachten muß, und keine Einrichtung zu finden hoft, Betten auf seinem Reisewagen mit sich. Dies ist jedoch der deutsche Reisende nicht gewohnt, und er wird oft hierdurch in die peinlichste Lage gesezt, oder gezwungen im Wagen zu übernachten. Diesem abzuhelfen lies Friedrich Wilhelm auf den besuchtesten Straßen, Gasthöfe nach deutscher Manir einrichten, sie mit bequemen Meubles und Betten versehen und gab sie an Deutsche im Pacht aus. Er glaubte den Pohlen hierdurch Geschmack beizubringen und sie zur Nachahmung zu erwecken, allein er mußte seinen guten Willen verkannt und das Gegentheil sehen. Der Pohle, der durch die vorgefallene Zerstückelung seines Reichs einen um so vergrößerten Haß und Geringschäzung gegen den Deutschen trug, suchte diese wohlthätige Einrichtung zu stürzen, und es gelang ihm. Kein pohlnischer Reisender übernachtete in einem solchen Gasthause,

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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0052.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)