Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0035.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und zur Zucht zuläßt. Die Pferdezucht im Großen durch angelegte Stutereyen, wird im Herzogthum Warschau wenig, bedeutender jedoch jenseits des Bugs in den rußisch-pohlnischen Provinzen Litthauen und Vollhynien betrieben, wo die Raçe auch größer, stärker und vorzüglicher wird. –

Salz.     Seinen Salzbedarf bezieht Pohlen aus den ohnfern Kracau in Westgallizien gelegenen Salzsteinbergwerke Wiliczka[1]. – Es wird als Steinmaße bald in größere Quatere bald in kleineren Stücken und Abgängen (die dann in Fäßer geschlagen werden) bergmännisch zu Tage gefördert und sowohl auf der Achse als auf dem Waßer verführt. Pohlen, Ungern, Ostgallizien und ein Theil von Rußland erhalten aus diesen einzigen Werke (was unter die neuere Naturwunder gehört und späterhin noch näher berührt werden wird) seinen Bedarf. Es ist sehr fest, meist grau und schwärzlich von Farbe, erhält zum Tischgebrauch auf einer kleinen Handmühle gemahlen, jedoch eine schöne weise Couleur und wird im Großen wie im Kleinen nach dem Gewicht verkauft. Vor dem Friedensschluß 1809.[2] gehörte es ganz zu Österreich, und Pohlen mußte für diesen unentbehrlichen Articel bedeutende Summen ins Ausland gehen sehen; bei erwähnten Friedensschluße hingegen wurde, die Stadt Wiliczka mit ihren Salzbergwerke in 2. gleiche Hälften getheilt, wovon die eine dem Herzogthum Warschau zufiel. Da Pohlen keine Salinen besizt, so war dieses eine der vortheilhaftesten Acquisitionen[3] die es nur machen konnte, denn sie war außer den eigenen Bedarf, durch den Überschuß noch mit ansehnlichen Revenuen[4] verknüpft.

     Getreyde aller Art erbaut Pohlen auch bei Mittelerndten auf seinen bedeutenden Flächen-Inhalt mehr als es consumiren kann, und giebt den vorzüglichsten Nahrungs-

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Saltsteinbergwerk Wiliczka - eines der ältesten Salzbergwerke der Welt, siehe Salzbergwerk Wieliczka
  2. Friedensschluß 1809. – der Friede von Schönbrunn vom 14. Oktober 1809, der den Fünften Koalitionskrieg beeendete. Bei dem Friedensschluss fiel Westgalizien, der Gewinn aus der Dritten Teilung Polens, an das Herzogtum Warschau.
  3. Acquisitionen – Erwerbungen
  4. Revenuen – Einkünften
Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0035.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)