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jede Nachfrage nach den unentbehrlichsten Dingen, auch troz der handgreiflichsten Pantominen mit einem „ni rossimi“ (ich versteh euch nicht) beantwortet wird – Die Wohnungen der pohlnischen Edelleute, hauptsächlich die der niedrigsten Abstufung (Schlachtschützen[1]genannt) sind oft nicht um vieles ansehnlicher; nur größere ordinaire Glasfenster, mit Schindeln gedeckte Dächer, hölzerne oder mitunter gemauerte Schornsteine machen diese ebenfalls meist par terre aus Holz aufgeschränkten Wohnungen vor den übrigen remarquable.[2] Das Innere derselben, wenn auch nicht luxuriös ist doch mehr reinlich und mit den gewöhnlichern Bequemlichkeiten versehen, auch sprechen die Besizer derselben mehrentheils, wenn auch nicht ganz firm, doch etwas Lateinisch.

Tracht des gemeinen Mannes.Einfacher und weniger kostspieligerer als die Tracht der pohlnischen Landleute, wird man je eine in den gesittetern Ländern finden.

     Im Sommer sind beide Geschlechter blos von einen groben, selbst gesponnenen, – gewebten – selbst gemachten und nur bis zur Hüfte reichenden Hemde bekleidet, welches vorne mit einen langen Schlize versehen ist, welcher bei beiden Geschlechtern die blose, von der Sonnenhize und dem Caminfeuer braun gebrannte Brust und Busen offensehen läßt; der untere Theil ist bei Mannspersonen mit ein paar dergl. langen weiten Beinkleidern bekleidet, bei den Frauenzimmern mit einen dergleichen bis an die Knie reichenden Rock umschürzt. Die Kopfbedeckung ist beim zweiten Geschlechte, ein weisenes leinewandenes Tuch, wovon der breite Zipfel das Hinterhaupt bedeckt, bei Mannspersonen im Sommer ein Strohhuth – im Winter eine Pelzmütze. – Beide Geschlechter gehen übrigens den ganzen Sommer hindurch barfuß, und bedienen sich nur im Winter oder bei strenger Witterung Stiefeln und Schuhe. Der Sonntag macht in ihrer Tracht weiter keinen auffallendern Unterschied, als daß beide Theile reinlicher gekleidet, die Frauenzimmer mit langen mit bunten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Schlachtschützen - Bezeichnung der polnischen Adligen (vgl. Szlachta) nach polnisch: szlachcic
  2. remarquable – beachtenswert
Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0021.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)