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an beiden Enden die zur Landung stets bereite Stirne bietet. Sie werden nicht mit Segeln bedient und haben ihre Ruder nicht in einer Reihe den Norden angefügt: ein loses Ruderwerk, wie auf manchen Flüssen, und nach Erforderniß von beiden Seiten wechselbar. Bei ihnen hat auch das Vermögen Ehre, und darum ist nur Einer Herr, mit durchaus keinen Ausnahmen, bei unwiderruflichem Rechte auf Gehorsam, Auch sind die Waffen nicht, wie bei den andern Germanen, in Jedes Hand, sondern verschlossen unter einem Wächter und zwar einem Sklaven, weil plötzlichen Einbruch des Feindes der Ocean wehrt, ruhende Hände der Bewaffneten überdieß leicht ausgelassen sind. Und in der That, weder Adelige noch Freigeborene noch Freigelassene über die Waffen zu setzen, ist eines Königs vortheilhafte Rechnung.

45.

Ueber die Suionen hinaus ist ein anderes Meer, träge und fast bewegungslos, welches den Erdkreis umgibt und umschließt, wie daraus glaubwürdig ist, daß dort der letzte Glanz der eben sinkenden Sonne bis zum Aufgang anhält, so hell, daß er die Sterne bleicht. Daß überdieß ein Schall der emportauchenden gehört, Göttergestalten und ein Strahlenhaupt erblickt werden, fügt der feste Glaube bei. Bis dorthin nur (und wahr ist die Sage) reicht die Natur. – Weiter nun werden an der rechten Küste des Suevenmeeres der Aestier Völkerschaften bespült, deren Gebräuche und ganzes Aeußere wie der Sueven sind, die Sprache näher der britannischen. Sie verehren die Göttermutter. Als Abzeichen dieses Glaubens tragen sie Eberbilder;

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Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_41.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)