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15.

So oft sie nicht in Kriege ziehen, bringen sie keinen großen Theil der Zeit mit Jagden hin, mehr in Nichtsthun, dem Schlafe ergeben und der Speise: die tapfersten und kampfmuthigsten Alle thun gar nichts, die Sorge für Haus, Hausleben und Feld ist den Weibern, Greisen und allen Unkräftigsten der Hausgenossen überlassen. Sie selbst sind starr unthätig, ein wunderbarer Widerspruch der Natur, da die nämlichen Menschen so sehr die Trägheit lieben und die Ruhe hassen. Es ist Sitte in den Staaten, frei und nach Jedes Kräften den Häuptern entweder an Thieren oder an Früchten beizusteuern, was, als Ehrengabe gern empfangen, zugleich den Bedürfnissen nachhilft. Vornehmliche Freude haben sie an Geschenken aus den Nachbarvölkern, nicht bloß von Einzelnen geschickt, sondern vom Staate: erlesene Pferde, große Waffen, Brustschmuck und Halsketten. Bereits auch das Geldannehmen haben wir sie gelehrt.

16.

Daß von den Völkern der Germanen keine Städte bewohnt werden, ist bekannt genug, ja, daß sie auch von keinen unter sich verbundenen Sitzen wissen wollen. Sie wohnen gesondert und auseinander, wie Quelle, wie Feld, wie Wald gefiel. Die Dörfer legen sie nicht nach unsrer Weise an, durch verbundene und fest zusammenhängende Gebäude: mit einem freien Raume umgibt Jeder sein Haus, entweder als Mittel gegen Feuerunglück oder aus Ungeschicktheit im Bauen. Nicht einmal der Bruchsteine oder

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Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_19.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)