Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/88

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

auf solchen Weg und Gleiß ist / dann das Zug-Vieh tritt alles in Grund / machet den Boden derb und hart / und wo die Räder antreffen / wird alles zerknirschet.

§. 39. Das Reißen der Fichten zum Hartz samlen ist auch sehr und sonderbar schädlich / und wird zum öfftern ein Baum alsobald / wenn er nur einer geringen Stangen gleich ist / von denen Hartzern gerissen / und also durch das ausfliessende Hartz der Safft und Krafft zum wachsen benommen / so / daß ein ungerissener Stamm in zwey oder 3. Jahren mehr wächset als ein gerissener in zehen biß zwantzig Jahren. Wie man denn die gewisse Nachricht und Probe hat / daß 2. Fichten / nehmlich eine gerissene und eine ungerissene / jede von gleicher Grösse / Stärcke und Höhe zu einer Zeit / und an einem Ort gefället / aber vermittelst der innern Circkel oder Jahre befunden worden, daß die gerissene noch einmahl so alt gewesen als die ungerissene / und also die erstere durch das Reissen an ihrem Wachsthum sehr verhindert worden / woraus zuschliessen / was schade bey einer grossen Menge Holtz daraus entstehet / indeme die Helffte an Wachsthum verlohren gehet.

Ja die allermeisten gerissene Stämme kommen gar nicht auf / sondern verfaulen von innen / verdorren nach und nach gar / fallen um / und kommen zu keinen / oder zu wenigen Nutzen.

Sonderlich aber ist das Reissen darum höchstschädlich zu denen Zeiten und Jahren / wenn die Fichten viel Zapffen haben.

Denn der Safft oder Hartz tritt in die Höhe / die Zapffen und Saamen zur Vollkommenheit zu bringen / wie solches der Augenschein bezeuget / indem solche voller Hartzes / so gleichsam daraus schwitzet / gesehen werden / und kan also allen beyden nicht gnug thun / geschicht daher dem Stamm und Saamen zugleich Schaden / giebt auch wenig Hartz.

Uber dieses nun / daß durch solches Hartzen dem Baum der Safft und also das Wachsthum entzogen wird / daß er verbuttet / und klein bleibet / auch ferner zu Bauen untüchtig wird / so dienet dergleichen Holtz auch nicht wohl zum Verkohlen. Denn weil es unten am Stamm / so weit es gerissen an Kern anbrüchig / Wurmstüchig und faul wird / so bringet es absonderlich in Verkohlen grossen Nachtheil / indem es nicht nur für sich selbst keine tüchtige Kohlen giebt / sondern auch das darneben in Meiler stehende gute Holtz verderbet / daß kein guter Kohl daraus wird. Dann das faule Holtz glümmet in Verkohlen / wird zu Asche / und greiffet oder entzündet das gute Scheid / so darneben stehet / an, und dadurch wird geringer Kohl / oder bekömmt der Meiler wohl gar ein Loch und also Lufft / daß wenn nicht genaue Aufsicht von Köhlern gehalten / und das Loch also fort wieder ausgefüllet / oder von oben wohl verwahret wird / so kömmt der Meiler in Brand.

Ferner so wird

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/88&oldid=- (Version vom 10.6.2022)