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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Messer wohl und glatt beschneide / und mit guten Leim verschmiere. Wider den Brandt und Krebs dienet / das Beschädigte genau weg und aus zuschneiden / mit Kühmist beschmieren / und mit Moos und Bast zuverbinden.

Wo der Wurm ist / das Loch mit Schwein-Mist und Urin genetzt / verstopfft und damit verbunden / ist nützlich.

§. 33. Das Kraut Wintergrün / so sich an die Bäume anschlinget / verderbet auch viele / welches aber durch Abhauung der Wurtzel leicht zutilgen.

Das viele Moos / die dicke grindigte rauhe Schale ist den Bäumen zu Zeiten auch schädlich / aber bey nassen Wetter kan es am besten abgekratzt werden / und gehet desto leichter loß.

Ob es gut sey / das man alles Moos von Bäumen an der Nordseite abschabe und weg thue / wird nicht von allen dienlich befunden.

Es stehet auch dahin / ob dieses nicht auff gewisse masse schädlich sey / indeme der Baum auf dieser Seiten seine Bedeckung verlohren / und also der Frost / Glateiß / und kalte Winde / so meist von Norden her entstehen / denselben alsdenn schadhafft machen / oder gar verderben können / dahero haben es die alten Wald-Leute dafür angesehen / daß GOtt und die Natur die Bäume nicht umsonst gegen die kalte Mitternacht Seite mit Moos verwahret / sondern halten dafür / daß es zu ihren bessern Wachsthum gereiche.

Auch haben sie das Moos für ein gewiß Merckmahl gebrauchet / daß der Ort an den Baum / wo das meiste darvon sich befindet / die Nordseite insgemein anzeige / dahero wenn sie sich bey Nacht oder Tag in denen Wäldern verirret / haben sie dieselbige an statt des Compasses, leichtlich an den Mooß der Bäume finden und fühlen / und als denn nach dem Ort / wo sie hingewolt / sich wenden können.

Die Laub-Bäume / so der Wind geworffen / soll man so fort ausästen / und so denn / wenn man ihnen mit Stützen / aufrichten / und aufheben / Hülffe thut / wurtzeln etliche wiederum an.

§. 34. Ob nun wohl durch angeführte Zufälle dem Holtze grosser Schade zugefüget wird; so ist es doch unzweifflich / daß durch Menschen-Hand der gröste Abbruch den Wäldern und Höltzern wiederfähret.

Denn die grosse und fast ungläubliche Menge desselben / so zu nothwendigen / und unumgänglichen Gebrauch zum Bauen / zu Feuer-Holtz / zum Brauen / Backen / Kochen jährlich geschlagen wird etc. Ingleichen was in Bergwercken und die Metalle gut zumachen oder sonst bey andern Handthierungen auffgehet / das träget eine fast unbeschreibliche Zahl aus.

Jedoch ist auch wahr / das durch anterweitigen unnützen[WS 1] Brauch / unvorsichtiges und unbedachtsames Niederhauen und Ausrotten / ja offt aus Nachläßigkeit oder Boßheit / wohl eben so viel / wo

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: unützen
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/85&oldid=- (Version vom 12.12.2020)