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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Der kalte Frost / so spat in Frühling sich ereignet / ist fast allen Bäumen schädlich.

Denn der Safft in denselben ist durch vorhergegangenen Sonnen-Schein und warme Lufft in die Zweige und extraemitäten gelocket / und daher kan der Frost in solche Feuchtigkeit desto mehr eintringen / dem Baum Schaden thun / und an Wachsthum verhinderlich seyn.

Wenn in Ausgang des Aprilis oder in Monath Majo späte Fröste kommen / so erfrieren gemeiniglich die jungen Saamen-Zapffen / so wohl an Fichten und Kiefern als an den Tannen / und bey den Laub-Holtz gehen die Knospen / Blüthen und zarten Sprößlinge auch verlohren.

§. 11. Wie nun also hefftige Winde / große Hitze und anhaltende Kälte und später Frost den Holtze sehr verderblich; Also bringet / auch starckes Wetterleuchten / Schlossen / Hagel / Mehlthau / (ros corrosivus,) und Meteora denen Baum-Gewächsen nicht weniger Schaden / wie es die Erfahrung bezeuget.

Wenn böse Nebel Mehlthaue und späte Nachfröste fallen / soll man bey denen Obst-Bäumen gegen den Wind einen Rauch oder Feuer machen / und die Bäume wehrenden Ubel beräuchern / so schadet es der Blüthe so sehr nicht.

§. 12. Es kan auch von dem Grund und Boden selbsten dem Gehöltze Schade zu wachsen / wenn derselbe alzu sulphurisch / arsenicalisch / oder sonsten allzu gutes und fettes Erdreich hat. Denn es greifet die Wurtzeln der Bäume an / und werden die Blätter und Tangeln gelbe / gleich wie der Mensch von der Gelbensucht / oder wenn der Boden allzu feucht ist / oder sehr nasse Jahre einfallen / bringet es mancher Art Bäume auch wenig Nutzen / als welche an Wachsthum zurück gehalten werden / oder wohl gar verderben.

§. 13. Nicht allein leidet von obgedachten Ubeln das Gehöltze Nachtheil / sondern es hat auch seine Feinde an mancherley Ungeziefer.

Denn die so genanden Molcken-Diebe schmeisen an die Bäume ihre Eyer / aus welchen hernach künfftiges Jahr die Raupen in grosser Menge wachsen / auch schmäuchen die Raupen selbst / daß die Bäume / sonderlich die Eichen gleich wie mit Spinn Weben überzogen sind.

Um Freyberg und andern Orten hat man gleichergestalt angemercket / daß ein Raupen- und Wurm Geschmeiß und Gespünste sich an die Gipffel des

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/75&oldid=- (Version vom 2.4.2020)