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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Wachsthum nicht gestöhret wird; wenig aber ist dessen / welches durch nichts anders / als durch grossen Fleiß der Menschen vorjetzo fortgebracht wird; alleine um unserer Sünde und negligenz willen / werden wir dem Ansehen und Muthmassungen nach / künfftig eben so viel / ja / wo nöthig / mehr Sorge / Mühe und Fleiß anwenden müssen / den Holtz-Anbau / als den Acker-Bau zubefördern.

§. 15. Ferner werden die Bäume auch abgetheilet / in unfruchtbare / welche nehmlich / ob sie wohl sonsten ihren vortrefflichen Nutzen haben / dennoch mit keiner eßbaren Frucht / sondern nur mit blossen Saamen begabet sind / als die Bircke / Erle / Asche / Pappel-Weide / Ahorn / Weiß-Buchen / Ilmen / Rüstern / Linden / Maß-Erlen / oder Wasser-Almen / und dergleichen / oder An-Erlen / Fliegen-Baum / jedoch fressen unterschiedene Vogel auch von diesen Saamen: andere aber sind fruchtbar / so mit ihren mancherley Früchten / als Aepffel / Birn / Mispel / Pflaumen / Schlehen / Mehlfäßlein von Weißdorn / Beeren, Nüssen / grossen und kleinen Castanien / Buch-Eckern / Eicheln etc. denen Menschen und Viehe dienen.

§. 16. Weiter ist auch ein mercklicher Unterscheid unter denen Bäumen / indem etliche ihre Blätter abwerffen / und nur Sommers-Zeit grünen; andere aber / als das Tangel-Holtz bleiben unverändert über Sommers und Winter grün. Jene lassen die Blätter jährlich zur Herst-Zeit fallen / in Frühling aber wenn der Safft mit aufsteigender Sonne wieder in den Baum kömmt / treibet selbiger Laub und Blüthe von sich / daß also der Baum so denn wiederum in seiner grünen Zierrath zu sehen ist.

Hergegen weil dieser wässerichte Safft in Ausgang des Sommers / oder Zurücklauff der Sonnen / mit Annahung der Kälte entweichet / so muß hernach das Laub / wegen Mangel der Wärme und Saffts / abfallen; die immergrünenden aber haben ein Hartz / Olität / und Fettigkeit in sich / so stetswährend ist / und also den Baum das gantze Jahr grünend erhält / und aller Kälte widerstehet.

In aliquibus enim Arboribus mediocri sale & spiritu abundat sulphur, ut sunt Abies, Pinus, Picea, Cedrus, Cupressus, Juniperus, & plantae quaevis resinosae, quae ut plurimum suaveolent, & perpetuo virescunt propter succum, quo nutriuntur, viscosum, aromaticum, balsamicum, & minus dissipatum: Arbores vero, in quibus sal abundat cum mediocri sulphure & exigua spirituum quantitate, sunt ut plurimum longaevae & grandiusculae, & licet folia decedant,

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/43&oldid=- (Version vom 9.6.2018)