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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

nicht umfahen und inwendig in dem hohlen Stamm sich 38. Mann aufhalten können.

Auch sollen Fichten-Bäume daselbst seyn / so 8. Mann nicht umfassen und 30. Mann drinne stehen können.

§. 24. Wer wolte sich weiter nicht darüber verwundern / daß Aristoteles und nach ihm Theophrastus schreiben / daß ein Hirsch wäre gefangen worden / aus dessen Geweihe ein grüner Epheu wäre gewachsen und Aristoteles dafür hält / daß dieses Gewächse vielleicht von einen Epheu Saamen-Körnlein in die Geweyhe gerathen / da solche noch weich und zart gewesen.

Plinius & Jul. Caesar Scaliger bekräfftigen solches und vermeinen / daß der Hirsch sich an das Epheu gerieben / da das Geweihe erst herfür gebrochen und etwa ein Würtzelgen hiervon in dasselbe eingedrucket werden.

§. 25. Leo Allatius in fascicul. Epistol. schreibet / daß ein junger Bürger von 18. Jahren zu Orca in Spanien Roccus Martinus genannt / von einen Baum herunter in ein Dornhecke und einen Dorn so fest in seine Brust gefallen / daß er auff keine Weise hat wieder herausbracht werden können.

Dieser Dorn ist gegen den Frühling ausgeschlagen und aus dem Leibe herfür gewachsen, daß man ihn hat abschneiden müssen / aber das Gewächß und Wurtzel ist zwischen den Rippen / Rückrad und das oberste große Bein so ein gewurtzelt und hat sich so ausgebreitet / daß der elende Mensch gar davon sterben müssen.

Dem Pabst Urbano VIII. ist durch Didac Jacques einen Spanier Anno 1637. ein Zweig hiervon zugeschickt worden / welcher unter vielen raritäten zu Rom auffbehalten wird.

§. 26. Von einer seltzamen Eigenschafft eines Baums schreibet Plinius lib. 2. c. 8. welcher eine solche verborgene magnetische Krafft gehabt, daß Er die Pferde zu sich gezogen und gedencket ferner / Alexander M. selbst habe solches erfahren / indem dergleichen Baum Ihn auf dem Pferde sitzend zu sich gezogen.

§. 27. Damit wir auch etwas seltzsames / so von der Kunst herrühret / hier mit einbringen / so soll man in Spanien auch diese Invention haben / daß aus denen Gipffeln der allerhöchsten Bäume / so in Gärten oder anders wo gepflantzet / Wasser heraus springet / und sich herunter stürtzet an die 70. und mehr Schuh hoch / welches durch kleine Röhren / so unvermerckt an diese dicke belaubte Bäume angemachet / beschiehet / und lustig anzusehen seyn soll / wenn das Wasser aus dem Gipffel herfür schiesset und Kühlung unter dem Baum verursachet.

§. 28. Wir wollen uns nun auch unter die Erde hinunter lassen und sehen, ob da auch etwas seltzames von Bäumen anzutreffen / so befinden wir / daß auch solche unterirdische Oerter von Bäumen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/427&oldid=- (Version vom 20.8.2021)