Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/422

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 17. Nicht ohne Bewunderung siehet man auch / wie in gewissen Wassern / Quellen und Bächen das Holtz zu Steinen wird / welches zwar nicht also zuverstehen, daß das Holtz durch und durch in Stein verwandelt würde / sondern es wird dasselbe mit einer steinernen Rinde überzogen / so an etlichen Orten in 14. Tagen / an andern in etlichen Wochen / Monaten / oder Jahren geschiehet. Wir wollen dessen ein Exempel aus des seeligen Herr Johann Michael Dillherrns Welt- Feld- und Garten-Betrachtungen anführen / welcher in den 8ten Capitel / darinnen von Wasser gehandelt wird p. 238. also schreibet:

Damit man nicht meinen möge / von weit entlegenen
Orten hätte man gut erzehlen / weil man nicht wüste / ob es sich
also verhielte / oder nicht so wollen wir ein bekanntes Exempel
hersetzen.
Nicht weit von Jena über der Saal ist ein schöner
heller Brunnen / den man den Fürsten-Brunn nennet; so man
Holtz / Laub und dergleichen hinein leget / wird es von selbigen
Wasser auch mit einem / wiewohl nicht gar harten Steine
überzogen und findet man in den Bächlein / so daraus entspringet /
Frösche und ander Ungeziefer / so mit solchen Steinen überzogen
tod da liegen.
Wenn es aber etwa eines Büchsen-Schusses
weit fortgeflossen / hat solch Wasser diese Eigenschafft nicht
mehr.

§. 18. Es ist diese Seltsamkeit an den Bäumen auch nicht zuübergehen / wenn etliche so wunderlich fortgepflantzet werden / daß ein einziger Baum einen ziemlichen Wald giebet.

In China belustigen sich die Einwohner sehr mit Weyden und deren Pflantzung.

Es ist aber eine Art Weyden / so die Aeste unterwerts hänget / welche denn bis zur Erde gebogen und eingestecket werden / auch alsofort einwachsen und einen Stamm wieder in die Höhe treiben.

Diese Aeste werden wieder gestecket und so fort geschicht es 10. bis 20. und mehrmahl / daß ein Baum also eine Gegend ziemlich weit herum einnehmen und bedecken kan.

§. 19. Solte das nun einen wunderlich vorkommen / daß die von oben herunter gebogene Aeste in der Erde Wurtzel fassen und also neue Stämme aufwachsen / wie viel befremdlicher würde es einen düncken / wenn er solche Gewächse ansehen solte / die wieder die Natur aller Vegetabilium die Aeste unter, die Wurtzel aber über sich kehren / dergleichen findet man in Gvajana, davon der obangeführte Otto Keye c. 19. p. 64. also schreibet: Ich bekenne / es laute solches wercklich / denn wer hat doch jemahln einen Baum aus der Lufft wachsen sehen / oder eben nieder nach dem Grunde zu / und gleichwohl ist es wahr und werth zubeschauen / doch damit der Leser es mit

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/422&oldid=- (Version vom 20.8.2021)