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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Schlehen / oder runde Pfläumlein / wilde Aepffel / Birn / Wacholder / Schieß-Beer etc. Wie denn die Wälder in Teutschland mehr Sorten als andere Provincien Europae herfürbringen / wohin auch der Lerchenbaum / Taxbaum / Spindelbaum / Zirn-Nuß-Baum Nuß-baum und andere zu ziehen / ohne was unterschiedene Sorten derer Haselstauden und andern geringen Puschwercks sind.

§. 13. Unter diesen wilden Laub-Bäumen wachsen die Aschen / die Linden / die Ilmen / der Castanien-Baum / der Ahorn / der wilde Kirschbaum / die Aspe ziemlich schnell und eher auf / als die andern Geschlechter / tragen auch viel Holtz / und Aeste / daß in 20. Jahren ein ziemlicher Stamm daraus wird / bevorab aber die Pappel- und alle andere grosse Sorten der Weiden-Bäume: Ingleichen die Erle / Bircke und Haßel-Stauden wachsen sehr geschwind auf / daß sie zu allerhand Gebrauch und Feuer-Holtz in wenig Jahren dienen.

Die Erle und Weide aber / wollen an feuchten / morastigen Orten / oder an Flüssen und Bächen gepflantzet seyn / da sie ihr bestes Fortkommen haben; hingegen wo sie treuge stehen / da ist vor sie ein schlechter Wachsthum.

Denn gleichwie Kräuter und andere Gewächse in einer Landes-Art besser als in der andern bekleiben; Also wachsen auch die wilden Bäume in einer Gegend schneller / stärcker, dauerhafftiger und höher als in der andern.

An vielen Orten in West-Indien soll das Holtz so schnell wachsen / daß ein von Saamen erzeugter Baum in ½. Jahr den Menschen bedecken / und genugsamen Schatten geben kan.

Insgemein wächset das weiche Holtz geschwinder / denn das harte / und welches unter diesen einen grossen Kern oder Marck in Mittel der Wurtzel / des Stamms und Aeste hat / noch schneller als das andere / dann das viele Marck / kan auch viel Feuchtigkeit und Nahrung an sich ziehen / und dem Stammm mittheilen.

§. 14. Von solchen wilden Bäumen in specie wird / geliebt es GOtt unten in den andern oder sonderbaren Theil gehandelt / und diese materie etwas weitläufftiger und ausführlicher wiederhohlet werden. Nur dieses wollen wir bey den wilden Bäumen annoch allhier gedencken / daß die Natur ihnen was sonderliches oder eine praerogativ vor denen zahmen gegönnet / denn sie insgemein viel höher / dicker / stärcker und beständiger wachsen / und so ansehnlich daher stehen / dergleichen man bey den zahmen oder Obst-Bäumen nicht leichte sehen wird.

So ist auch nicht zuübergehen / daß das meiste wilde Holtz von sich selber / durch die Krafft der Erde / so ihr die Göttliche Allmacht diesfalls eingepflantzet / herfür wächset / zumahl an Orten / wo es von Menschen und Vieh an seinem

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/42&oldid=- (Version vom 17.1.2018)