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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 47. Bey dem Berg-Bau / und dabey entstehenden Schmeltzwesen ists ein groß momentum, daß guter und tüchtiger Kohl angeschaffet werde / dann der geringe / so aus anbrüchigen / verdorrten und abgestandenen faulen / wie auch wassersüchtigen Holtz / dergleichen zum öfftern unser Flöß-Holtz ist / gebrennet wird / der ist blaß / leicht / gering / ohne Schwefel / und ohne Krafft / wenn er ins Feuer kommt sprazelt er / braßelt / verspringet / und werden lauter Funcken daraus / so in einem Huy vergehen / wie die Schwermer.

Dann so bald solcher unkräfftiger Kohl erhitzet / treibet und schmeißet er alles von sich weg / und verlieret alsofort die Hitze; dahero das Schmeltzen derer Metalle nicht allein gehindert / sondern auch weit mehr Kohl / als sonsten consumiret / und folglich überflüßige Unkosten erfordert werden / so die Bergwercke nicht abwerffen können.

§. 48. Man hat zwar observiret / daß aus etwas anbrüchigen Holtz gleichwohl noch ziemlich guter Kohl gebrennet worden / wenn dergleichen Holtz zuvor geflößet wird.

Dann indeme das anbrüchige Holtz eine zeitlang in Wasser währender Flöße lieget / so findet und exaltiret sich der Schweffel / und giebt hernach bessern Kohl / das Holtz aber muß zuvor wieder wohl austrucknen / wie oben mit mehrern gedacht worden / allermaßen so dasselbe eine Zeitlang aufn Wasser gelegen / und wie ein Schwamm die Nässe an sich gezogen / hernach aber naß und feucht in die Meuler eingerichtet werden wolte / so kan es nicht mangeln / es muß schlechten Kohl geben / welcher in Feuer gleich verstübet und verflattert / bevorab in Winter / wo das Wasser in Scheiten zu Eyß gefrohren / auch noch wohl große Klumpen Eyß daran hangen.

Es hat aber seinen sonderlichen Vortheil und Nutzen / wenn bey dergleichen nassen Holtz die Meuler nicht übertrieben / sondern an statt 7. bis 8. Tagen / noch einmahl so viel als 12. bis 14. Tage / zum brennen angewendet werden / aber weil die Köhler die Meuler meist in Gedinge haben / so übereilen sie es um Zeit und Kosten zu erspahren.

§. 49. Was das rechte dürre Holtz anbelanget / so ist nicht ohne / daß solches einen guten Kohl giebt / aber man hat doch in observanz, daß von denjenigen / so nur halb dürre / oder nur geschwunden ist / noch besserer / derberer und tüchtiger Kohl werde / jedoch muß es in brennen wohl tractiret / und das Feuer allmählig getrieben werden. Um die Stange / oder so genannten Quendel herum wird gantz dürre Holtz gesetzet / damit es anfänglich recht Feuer halte / und das andere Holtz nach und nach zum Verkohlen zwinge.

Daß aber der Kohl so von halb grünen Holtz besser wird / als von sehr dürren rühret daher / daß der Safft sich in einem bessern und mehrern

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/409&oldid=- (Version vom 20.8.2021)