Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/406

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

den Quendel / worauff denn solches anfänget zu brennen / und dadurch der Meuler angezündet wird / bey welchen anzünden sich eine kleine Schütterung und Bobern begiebet / als wenn es gleichsam unter der Erden donnere.

Es trägt sich auch bißweilen zu / daß der Köhler und Kohl-Knecht aus Unvorsichtigkeit selbst / oder der Einführer dem Köhler zum Possen das Zünd-Loch in Einrichten mit Holtze versetzet / und vernichtet / daß man durch dieses den Meuler nicht anstecken kan / sondern ihn oben in der Haube / und in dürren Bränden anzünden muß / welches aber viel Verdruß und Mühe / ehe das Feuer wieder kömmt / veruhrsachet.

§. 40. Nach diesem läst er ihn 6. Tage lang brennen / binnen welcher Zeit er (weil er ohne diß mit den andern Meulern zu thun hat und arbeitet) im Kohl-Hau bey den Meulern bleiben / wachsam seyn / und fleißig Achtung geben muß / damit das Feuer nicht heraus brenne / und der Meuler brennend werde / sonderlich wenn er den ersten oder andern Tag eine Füle machet / welches da es Nachts geschiehet / wenn der Köhler schläffet oder da er am Tage nicht fleißig Achtung giebet und der Meuler lang brennet / so hat er zu thun genug daß nicht gar Feuer im Hau angehet / muß auch nachgehends in diese Fülle wieder ander Holtz / offters eine Klaffter und noch mehr hinein richten / wieder zustüben / und er also muthwillig und vergeblich das Holtz verbrennen lassen.

Unten zwischen den Fußscheiten macht er anfänglich 2. biß 3. Reiß-Löcher / daß das Feuer heraus / jedoch nicht lohe brenne / und das Holtz desto besser kohle / wie denn auch der Köhler das Feuer in den Meuler dadurch forttreibet.

Hierbey muß er den Meuler mit seiner Hacken wohl abfegen / die kleinen Kohlen fleißig zusammen / wie auch sonderlich die Städten fein rein halten / und also den Meuler mit grossen Fleiß warten / biß er zugebrannt / und die Kohlen gefertiget sind.

§. 41. Hierauf stößet er die Kohlen mit seiner Spreißhacken aus / jedoch 1. Tag nicht mehr als er laden kan / und weg geführet wird / ziehet sie mit den Harcken von einander / daß sie kalt werden. Die noch Feuer haben und Brennen / muß der Lesch-Junge mit Wasser aus der Lesch-Gelte ausleschen / welches Wasser er entweder in Kohl-Hauße hat / und mit Zubern und Eymern zur Städte tragen / auch da es weit in Fäßern herzufahren muß / und hat er stets 1. bis 2. Fässer mit Wasser bey den Städten in Vorrath / daß er wenn Feuer auskommen solte sonderlich Sommers-Zeit / da es sehr dürre / dessen alsobald zugebrauchen bey der Hand habe / mittler Weile / und weiln er ausstößet / läst er den Fuhrman kommen / und ist der Kohl also gefertiget / und wird an Ort und Stelle / wo man

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/406&oldid=- (Version vom 20.8.2021)