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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Keilen treiben und lencken können / daß sie fallen müssen / fast wohin sie wollen / und wie sie solche gefällte / dicke und harte Bäume zersägen / zerschroten / zerspalten und also aufarbeiten können / da das Holtz doch zum öfftern so feste / daß weder Sägen noch Aexte angreifen / oder die Keile spalten wollen.

§. 11. Bey dem Unter-Holtz abtreiben / sind / so bald es müglich / die Gehaue zu räumen / und wenn solches über Winters geschehen / und zu Ausgange des Februarii oder Martii erfolgen kan / ist es dem Wiederwachs sehr vorträglich / derhalben sehr gut wenn darmit geeilet oder doch zum wenigsten nur aufgemachet wird.

§. 12. In Moscau und andern angränzenden Landen / sollen sie sehr wohl mit der Zimmer-Axt umgehen können / aber die Säge und andere Handwercks-Geräthe seyn noch wenig eingeführet / sondern alles wird meist mit der Axt verrichtet und gearbeitet / daher am Holtz viel Schaden gethan und in die Späne gehauen wird / ja große starcke Eichen zu Bohlen und Pfosten gehauen und gearbeitet werden / indem sonderlich die Brethmühlen noch wenig bekannt seyn sollen.

Man soll also bey dem Scheithauen / und Holtz machen / sonderlich beobachten / daß man die Seege brauche / und das Holtz / so lang die Scheite seyn sollen / zuschneiden / dann wenn die Axt darzu gebrauchet / und mit derselben das Holtz zerschroten wird / so nimmt der Hieb einen großen Span weg / das jedem Scheit ein viertel an der Länge abgehet, und also da man mit der Seege / 8. Schragen Holtz / das Scheit zu 2. Ellen lang machen kan / so kan man aus eben so viel mit der Axt kaum deren 7. zu wege bringen / welches dann bey einer großen Summa viel austrägt und großen Schaden verursacht.

§. 13. Was aber daran gelegen / daß man das Bau-Holtz zu rechter Zeit fälle und haue / wenn man anders will / daß es beständig bleibe / wohl dauere / und nicht Wurmstichig werde / hat Salomon wohl gewust indem Er den Anfang des Holtz fällens zum Tempel-Bau machen laßen / an den andern Tag des Monats Sif. Es bestehet aber / wie bereits erwehnet / die meiste Wissenschafft in diesem Stücke / in fleißiger Beobachtung des Mondens / seiner Würckung und Einfluß / als welcher der Regente / und so zu reden / Erhalter und Nehrer vegetabilischer Geschöpffe ist.

Dahero es zwar lauter Fabelwerck / aber doch seine sonderliche Bedeutung hat / was von der Diana (welche Wald-Göttin den Mond bedeutet) geschrieben wird; daß man aber das Bau-Holtz nicht anders als bey abnehmenden Monden fällen soll / ist ebenfalls vorher angeführet / und sind alle verständige hierinnen einerley Meynung.

Die Ursache ist / weil der Mond mit seiner Bewegung im Lauffen alle Feuchtigkeit

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/394&oldid=- (Version vom 20.8.2021)