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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

dieses zwar darum / damit dasselbe nicht wurmstichig werde. Dann der Mond ist eine Mutter derer Feuchtigkeiten / und wenn dieser nicht wircket / so wird dem Holtz keine neue Feuchtigkeit eingeflößet und die so sich darinnen befindet / stehet stille / dahero man desto weniger sich einiger Fäulung zu besorgen / und ist dieses / wohl zu beobachten / bevorab wo das Holtz ans Wetter / und zur Tachung kommen soll / dann sonsten wenn der Safft und Nässe / noch darinnen ist / so treuget es die Lufft und Sonne aus / springet auf / und wird voller Spalten / dadurch denn hernach die Feuchtigkeit und Näße eintringet / und die Gebäude und Tachung ruiniret werden.

§. 5. Weiter so muß man das Holtz so wieder ausschlagen soll / kurtz an der Erden abhauen / und wenig Stock laßen / wiedrigen falls faulet er und mit ihm zugleich die Sommer-Latten / indeme sich gar zu viel Näße darinnen fänget.

Die meisten verständigen Weinmeister und Hauß-Wirthe sind der gäntzlichen Meynung / daß die Reifstäbe zum Gefäßen / in Monat Januario und Februario / und zwar in letzten Viertel gehauen werden sollen / weil solche Reiffe dauerhafft wären / daß man sich bey dem Gefäße keines Schadens zu befahren / ja wenn es auch nur weidene Reiffen / so sind sie doch der Fäulnüß nicht so leichte unterworffen / als die andern / die nicht in dieser Saison gehauen worden.

So dauret auch das in eben gedachter Winter-Saison zu andern Bedürfnüs in der Haußhaltung sonderlich zu Geschirre gehauene Holtz / etzliche Jahre länger / als das andere / es sey nun von Aschen / Bircken / Ilmen / oder Haselstauden / wird auch nicht wurmstichig.

§. 6. So viel das Feuer-Holtz anbelanget / so ist vor allen Dingen bey Schlag- und Fällung desselben / vornehmlich auf die Art und Geschlecht des Holtzes zu sehen / und wird sonderlich das Birckene und Erlene vor das beste gehalten / als welches am besten brennet / und lange nach hält / auch wohl wärmet / und schleunig wieder wächset / dahero auch nicht gar theuer ist.

Ob es aber rathsamer das alte / ingleichen unartige und krumme Holtz hierzu auszuhauen / oder aber ordentliche Gehau zu machen / so scheinet zwar das erstere gar wohl gethan zu seyn / aber in der That so ist das letztere wohl am besten.

Denn wenn bald da / bald dort ein Stamm gefället wird / so verderbet man viel jung Holtz / so der fallende Baum mit nieder schläget.

Desgleichen wenn das Holtz aufgemachet und mit Schlitten oder Wagen abgeführet wird / so geschicht hin und wieder in Räumung des Weges darzu / an jungen Holtze großer Schaden; so lassen auch diejenigen Stämme / so stehen bleiben / selten jung Holtz neben sich auf wachsen / sonderlich das Laub-Holtz / als welches eine starcke Trauffe und Schatten hat.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/392&oldid=- (Version vom 20.8.2021)