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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

herbey tragen wollen / oder können / wie nöthig uns das Holtz sey / indem der Wagen / und des Winters der Schlitten / uns darzu die besten Dienste leisten.

An vielen / sonderlich an morastigen und wässerigten Orten müste das Fahren / das Reuten und Gehen entweder gar eingestellet / oder mit höchster Gefahr und Verdrießlichkeit verrichtet werden / wo man nicht Holtz dazu gebrauchte / und solche sümpffigte Oerter mit Schalhöltzern und Stegen überbrückte / daß man über dieselben gantz bequemlich gehen / reiten und fahren kan.

Ja wenn ein Fluß / Strom / oder offt ein sonst kleiner Bach / der leichtlich anlauffen und sich aufschwellen kan / zu passiren / alsdenn man sich entweder der aus Holtz gemachten Kähne / Boote oder Fähren gebrauchen / oder welches bequemer / wo keine steinerne Brücken vorhanden / sich der Höltzernen oder Stege bedienen kan / um die Reise zu beschleinigen und allerhand Wahren zu überbringen.

§. 11. So pfleget auch offt das Wasser / wenn es anlauffet / die Ränder und Ufer einzureißen und wegzuspülen / wordurch denen Land-Güthern und Straßen großer Unheil zugefüget wird / da denn ebenfalls das Holtz das beste thun kan / indem an solchen Orten / wo man sich der Wasser schäden befürchtet / höltzerne Pfähle eingeschlagen und beflochten / item die Ufer mit Bäumen besetzet / oder aber welches am besten / mit Krebs-Weiden bepflantzet / oder daselbst zusammen geflochten eingesencket werden / welche das Wasser abweisen und mit ihren Wurtzeln die Erde zusammen halten können.

§. 12. Hat GOtt ein Land mit Ertzen und Mineralien geseegnet / so ist es unmüglich ohne Holtz / und zwar in ziemlicher Menge desselben / solche gut zumachen.

Es wird Holtz erfordert die Schächte zu bequemer Aus- und Einfarth / wie auch die meisten Gruben-Gebäude zu verzimmern / daß solche nicht übern Hauffen gehen oder einfallen.

Bey unterschiedenen / sonderlich bey Zwitter oder Zien-Bergwercken / ist es noch weniger zu entbehren / als z. e. wo die Gänge oder Zwitter so sehr feste sind / daß man solchen mit Gezähe und mit schießen nichts abgewinnen kan / so muß es mit Feuer setzen geschehen / und zwar solcher gestalt: man setzet oder leget das Holtz genau an die Gänge oder an die Zwitter hinan / welches darauf angezündet wird / da denn die Gewalt des Feuers die Ertzte und Zwitter loßhebet.

Im fall nun nicht sattsam Holtz und um einen billigen Preiß zu erlangen / so müssen dergleichen Gebäude unumgänglich zu Sumpffe gehen.

Holtz gehöret darzu / die Künste und Stollen zu halten / Holtz zum Pochwercken / Holtz zu Heerden / Holtz zum Rösten und Schmeltzen / ja in denen uhralten Bergwercken, hat man auch Holtz-Keile zum treiben gebrauchet.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/377&oldid=- (Version vom 20.8.2021)