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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

davon es auch den Nahmen hat / das Laub soll dem Rind-Vieh nützlich seyn / und denen Kühen die Milch mehren.

Die Kohlen von solchem Holtze geben gut Büchsen-Pulver.

§. 16. Endlich muß auch mit hieher gerechnet werden der Spindel-Baum. Dieser findet mehr wegen seines Nahmens als der Größe halber unter den Bäumen eine Stelle.

Es wächset aber solcher in den Hecken / und hat lange zerkerbte ausgespitzte grüne Blätter.

Der Stamm ist Arms-dicke / auch dicker / mit einer grau-farben und zähen Rinde.

Die Aestlein / wenn sie noch jung / sind eckig / und grün.

Im Frühling erscheinet seine weise oder bleiche vier blätterige / mit vier kleinen grünlichen Blätlein unterstützte Blüthe / darauf folgen schöne rothe Beere / mit vier Ecken / wie in der Raute / in welchen viel ablang-runde bittere Körnlein verschlossen liegen / ein jedes unter einem dünnen Gold gelben Häutlein.

Das Holtz ist feste / steiff / gelbe / wie der Buchs-Baum.

Die Weiber lassen Spindeln davon machen / weil es vor allen Holtz darzu dienlich.

Das gantze Gewächs / weil es noch grün ist / richet starck und übel / insonderheit aber die Rinde und Blüthe.

Die Blätter und Frucht ist denen Ziegen und Schaafen eine tödliche Speiße / daher sie weder von Menschen noch Vieh gebrauchet werden sollen. Dieser Baum hat Saamen in einer Hülse / und siehet wie Hanen Nüßlein.

§. 17. Wilder Oliven-Baum wächset in Böhmen. Trachen-Holtz trägt eine kleine Art von Kirschen / wächset so groß als ein schwartzer Kirsch-Baum / ist bekant daß die Bauer-Weiber / an Walpurgis Tag kleine Aestlein / von diesem Strauch und Bäumlein für Bezauberung brechen / und aus Aberglauben in Ställen und Häussern / an die Thüren stecken.

Von diesen und dergleichen geringen Stauden / und Buschwerck / weil solche theils wenig bekannt / schlecht Holtz haben / auch zum Feuer / und zu bauen nicht sonderlich zu brauchen / mehr anzuführen / ist man abgegangen / um alle unnöthige Weitläufftigkeit zu vermeiden.


Das Siebende Capitel /
Von fürtrefflichen und unentbehrlichen Nutzen der
Wälder und des Holtzes.

§. 1. Nutzen des Holtzes bey Ein- und Ausgang des menschlichen Lebens. Derer Römer Gewohnheit das Holtz bey Verbrennung der Toden zu zurichten.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/371&oldid=- (Version vom 20.8.2021)