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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Herbst gesammlet / ist denen Ziegen und Lämmern gesund und gut / wenn in Winter damit gefüttert wird.

Die Erde / so in alten Weiden gefunden wird / giebt gute Scherben-Topff-Erde zu allerhand Blumen und Gewächsen.

§. 7. Wenn denn nun die Weide ein sehr nutzbares und in einer Haußhaltung fast unentbehrliches Holtz ist / solches auch gar leichte bekleibet / und keine grosse Mühe erfordert; so soll man billig / ja nothwendig dahin gedencken / wie solches allenthalben wohl angebracht und fortgepflantzet werden möchte / denn wo Holtz-Mangel ist / pflantzet man solches in quantität und an Orten / wo sie nur auf- und anzubringen seynd; wo aber ander Geholtz gnugsam verhanden / nur so viel / als man zu Garten-Zäunen / Weiden-Reiffen und dergleichen vonnöthen hat / auch nur an feuchten Orten, als Teichen / Bächen und in wässerigten Grunde.

Wegen Fortpflantzung der grossen Weiden / so meistens mit stecken beschiehet / wollen wir annoch folgendes beyfügen: Nehmlich / die Satz-Weiden sollen in der Stärcke einer guten Hopf-Stangen seyn / 4. 5. biß 6. Ellen lang / fein glatt und frisch / auch in wachsenden Monden gehauen und darbey in acht genommen werden / daß man die Rinde nicht verletze / sie aller Orten / sonderlich aber / wo die Aeste weg sind / fein glatt beschneide / und also bald darauf in einem Teich oder ander Wasser einer Ellen oder mehr tief das untere Theil lege.

Wenn man in folgenden Monat Gruben darzu bereitet / oder mit einem Stickel Löcher gestossen seyn / werden selbige hinein gestecket / und nachdem der Boden feuchte / oder trocken / eine halbe / drey viertel biß eine gantze Elle und mehr / nemlich je trockner / je tieffer / und denn hernach die Gruben oder Löcher wieder mit guter Erde angefüllet / etliche giessen auch Mist-Lache ins Loch.

Dabey aber ist in acht zu nehmen / daß die Schale an untersten Ende / so weit der Setzling in die Erde kommt / nicht beschädiget werde. An meisten Orten in Meissen machet man mit einem eisernen Stöckel ein Loch so weit / als die Satz-Weide starck ist / stecket und stösset solche hinein / vertritt und stampffet das Loch auf der Seiten zu / damit sie desto fester stehe; aber auf diese Art wird die Schale gar leicht beschädiget, und löset sich in hinein stecken ab.

Oben / wo der Stamm schräg oder glatt beschnitten / leget oder drucket man ein Stück Rasen oder festen Schlamm drauf / welches die Feuchtigkeit nicht ausziehen noch das Regen-Wasser eindringen lässet / der Fäulung dadurch zu wehren.

Nach diesen ist fleißig zu zusehen / daß wenn sie unten ausschlagen / man solche Sprößlinge mit der Hand abstreiffe / weil sie noch jung / und nur diejenigen stehen lasse / so hoch man die künfftige Aeste haben will.

Die rechten Satz-Weiden werden um die Felder / Wasser / Gärten / Auen / und an leere Plätze gesetzet / und wenn sie alle 3. Jahr geköpffet werden / so thun

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/360&oldid=- (Version vom 20.8.2021)