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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

genennt / so theils auf der Erden herkrichen / und sich ausbreiten.

Jene dienen nur einen rechten Weiden-Stamm oder Baum daraus zuziehen / wie dergleichen sich auf denen Angern und andern leeren Plätzen bey den Dörffern befinden; diese aber werden meist zu Zäunen und Wasser Dämmen gebrauchet / auch zu andern Geräthe / davon bald mehr folgen wird.

§. 2. Insgemein ist die Weide ein sehr nutzbar Holtz / und wo ein Hauß-Vater einige Mügligkeit siehet / soll er nicht unterlassen / solche zu pflantzen / zumahl an denen Orten / da es nicht viel Holtz giebt / denn es dienet zu vielerley / und ist fast nicht zu entbehren / wächset auch sehr schnell daher.

Nulla, schreibet Plinius lib. 16. c. 31. aquaticarum utilior, nec in novissimis curanda Arbor.

Nullius quippe tutior est reditus, minoris impendii, aut tempestatum securior.

Itaque Cato in aestimatione ruris, post vineam si vino multo siet, & hortum riguum, tertio loco salictum posuit: salicesque praetulit oliveto, prato, campo frumentario, sylvae caducae, arbustis & glandariae sylvae.

D. i. Unter allen Bäumen die an Wasser wachsen / ist keiner nützlicher / auch auf keinen mehr sich zu befleißigen / als auf die Weide.

Denn bey keinen hat man so sichern Nutzen / so wenig Unkosten und so wenig Wetterschaden als bey diesen.

Dahero sagte Cato, daß ein recht Land-Gut haben solte (1.) gute Weinberge (2.) einen Wasserreichen Garten (3.) gut Geweidicht.

Ja er zog das letztere einem Oel-Garten / Wiesewachs / Feld-Bau / Schlag-Holtz / Baum-Garten und der Eichel-Mast vor.

Es wachsen die Weyden gerne an feuchten Orten und in Plänen / sonderlich auf denen Hutweiden. Die leeren Plätze beym Schlag-Holtz sind auch wohl mit diesen Baum zu vermehren / und großer Nutz dadurch zu schaffen / dienet auch zu Unter-Holtz / denn es aufn abgehauenen Stock balde wieder ausschläget / und weil es durchgehends ein Holtz ist / so schnelle wächset / und an allerersten fortzubringen / so wird an denen Orten wo sonsten Holtz-Mangel ist / es fleißig fortgepflantzet zumahl weil es wenig in Graß und Getreyde demmet / und bloß dabey und daneben wächset.

§. 3. Sonst werden die Weiden auch abgetheilet in Männlein und Weiblein.

Denn der große Weiden-Baum träget insgemein zweyerley Zäpflein / davon einer nur blühet / der andere aber Saamen träget.

Die Blüthtragende Zäpflein sind unfruchtbar / und wenn sie verblühet / fallen sie ab und verdorren. Die Saamen reichen Meinzlein aber haben nur allein Saamen-Gefäßlein / darinnen der Saame mit harigter materie umgeben lieget. Dahero / welche Weiden nur allein Blüth-Zäpflein ohne Saamen tragen / werden Männlein / die aber Saamen allein haben / werden

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/357&oldid=- (Version vom 20.8.2021)