Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/349

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

der Stamm / ehe er so starck und das Ubergewichte hat abgehauen wird so hat man dergleichen nicht zubesorgen / sondern die Wurtzel erstärcket sich / und wiederstehet desto mehr denen Wassern und Fluthen.

§. 35. Das Erlen-Holtz ist vortrefflich gut in Wasser zubauen / nehmlich wo es stets darinnen ist / denn es ist immerwährend / ja wird endlich wie ein Stein oder Kiesel so hart / jedoch sind etliche mineralische Wasser / so daran fressen / es faulet aber nicht; Hingegen wenn es bald naß / bald trucken stehet / so faulet es leichter / als ein ander Holtz / so es aber lange Zeit in Wasser gelegen / wird es schwartz / und lässet sich gleich / wie oben von Eichen-Holtz gedacht wie ein Eben-Holtz arbeiten und zurichten. Die Venetianer sollen aus angeführten Ursachen den Grund-Bau / so sie im Meer daselbst theils Orten haben / von diesem Holtz führen / daher sagt Palladius: Materia fabricae inutilis, sed necessaria, si humidus locus ad accipienda fundamenta palandus est: Nam ut Vitruvius ait: quae non potest extra terram paululum durare tempus, ea in humore obruta permanet ad diuturnitatem, & sustinet immania pondera structurae, ubi omnia opera, & publica & privata sub fundamentis ejus generis palos habent.

D. i. Dieß Holtz taugt gar nicht zu einem Bau es wäre denn daß man in einen morastigen Ort zum Grunde Pfäle einschlagen müste / allwo dergleichen nöthig ist.

Denn wie Vitruvius sagt / so dauert es über der Erden gar nicht / aber wo es im Wasser stehet da trägt es eine sehr große Last / wie denn alle Stadt und privat-Gebäude zu ihrem Grunde solche Pfähle haben. Also kan es wohl zum Grund gebrauchet werden an Brücken / Wehren und Rechen. Es kan auch dienen zu Wasser-Röhren / und ausgehauen werden zu kleinen Kähnen etc. Wenn man durch Anzuchten und Gräben in Wiesen und Feldern die Wasser-Quellen abführen will / so soll man Bunde von Erlen-Holtz eines nach den andern darein werffen / und oben wieder zufüllen / so fället das Wasser durch das Bund hin und weg / weil es das Erdreich immer offen und lucker erhält / auch in Wasser nicht faulet / desgleichen wo nasse und viele Hutweyden und Trifften sind / soll man bitter Holtz / als Erlen und Bircken / aufzubringen trachten.

Bey allen aber was wegen Beständigkeit der Erle in Wasser gemeldet worden / ist zu beobachten / daß sie gleich wie die Eiche unter der Rinde theils ein weises Holtz / oder so genannten Splint hat / so nicht beständig und dauerhafftig ist / sondern bald faulet / oder von Wasser gefressen wird / derohalben muß man solchen weg hauen / oder weg arbeiten / ehe das Holtz verbauet wird.

§. 36. Sonsten ist dieser Baum auch unter das gute Feuer-Holtz zuzehlen / und wärmet weil es hart / bey nahe so gut als Eichen

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/349&oldid=- (Version vom 20.8.2021)