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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

nicht sonderlich zwischen Wärme und Feüchte selbiges Jahr temperiret ist / derhalben muß er wohl in acht genommen werden / daß der Ort / wo es hingesäet / nicht mit Unkraut verwachse / und sonsten kein Schade dazu geschehe.

Kan man ein Stück Feld zurichten / und neben diesen Eschen-Saamen zu gleich Korn oder ander Getreyde mit drein säen / so ist es gar gut / denn nachdem das Getreyde abgeschnitten / werden sich nach und nach die jungen Eschen angeben / und hernach kan man von Jahr zu Jahr dieselben ausheben und fortsetzen / oder stehen lassen.

In Niederland werden die Eicheln auf gleiche Art gesäet / das Getreyde hernach hoch abgeschnitten / daß den jungen Eichlingen kein Schade geschehe.

Man soll solche so bald müglich / verpflantzen / sonsten wurtzeln sie allzu tief ein / und können ohne Schaden nicht ausgehoben werden / derhalben ist es auch fast besser wenn sie am ersten Ort stehen bleiben können Den Wipfel soll man nicht verstümlen / die Wurtzel auch nicht / außer die Hertz-Wurtzel / so gerade nieder gehet / dem gemeinen Wahn nach / abgeschneiden.

Das Versetzen aber muß in Herbst geschehen / bey zunehmenden Monden und nicht in Frühling. Dieser Baum nimmt nicht viel Raum ein / und können die Stämme gar nahe / etwa 5. Ellen von einander stehen.

Ubrigens dienet die Esche im Felde und in Wiesen nicht viel / und ist ihr Schatten und das Tröpflen, wie zwar fast alle Bäume thun schädlich.

Das Wildpret schelet sie gerne / aber sie bekommen leichtlich wieder eine Rinde.

Man hält auch dafür / daß zweyerley Geschlecht das Männlein und Weiblein sey.

An dem Orte / wo sie einmahl gepflantzet ist / vermehret sie sich gar leichtlich / dann auch die frischen Aestlein / so abfallen sich zum öfftern einwurtzeln.

§. 32. In andern Ländern auch in Moscau / sollen gantze Wälder voll Aschen / und deren Nutzen fast unendlich seyn / dann sie nicht allein großen profit an Holtze geben / sondern sowohl zum Sommer- als Winter-Futter für das Vieh gebrauchet werden / und ist der Vortheil / so es reichlich bringet / leicht daraus zu schliessen / wenn man einem Wald über seinen ordinairen Nutzen an Holtz / annoch an statt einer fruchtbaren Wiesen und Feldes / zur Fütterung so viel Rind- und Schaaf-Viehes / sonderlich wenn der Stiehl und das Laub zu Heckerling geschnitten wird genießen kan / welches verständige Hauß-Wirthe ohne Zweiffel nicht gnugsam beloben / und den Anbau solcher Höltzer / und Bäume sattsam recommendiren mögen.

§. 33. Die Erle oder Erlen-Baum / wird lateinisch Alnus genennet / nach Isidori Meynung daher / quod amne alatur wird von etlichen unterschieden in die schwartze und weiße / aber

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/347&oldid=- (Version vom 20.8.2021)