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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

etwas höckericht / wimmricht / und krum / so wohl an Schafft als an Aesten.

Aus dem Holtz / kan alles Geräthe / als wie aus den Ahorn gemachet werden / ob gleich dasselbe etwas zärter ist / aber es tauret auch an Wetter nicht / sondern wird gleich morsch / brüchig / und faul.

§. 20. Die Bircke ist ein wohl bekannter Baum / der nicht allein in hiesigen sondern auch in kalten Nord-Ländern angetroffen wird / maßen in Ißland nichts als Bircken und Wacholdern wachsen sollen: denn sie kömmt auf allen Boden fort / er sey gut / mittelmäßig / böse / steinigt / leimicht / morastig / sandig / thonig / Wassergrellisch etc. Er wächset schnell / und so der Grund ein wenig gut / in dreyßig oder vierzig Jahren so starck daß er zu Clafftern geschlagen werden kan / und 3. bis 4. und mehr spaltig wird / wenn man ihn auch in solcher Zeit nicht abgeholtzet / wird er endlich nach 30. 40. bis 50. Jahren wandelbar und bricht gar um.

§. 21. Die Bircke giebt nicht allein Ober- sondern auch gut Unter-Holtz / weil die Sommer-Sproßen weder von Vieh (außer von Ziegen) noch von Wildpret / wegen ihrer Bitterkeit abgebissen werden / und also das beste Aufkommens haben / ja jemehr sie abgetrieben werden / jemehr schlagen sie wieder aus / und vermehren sich; es wäre denn daß der Baum zu alt und hernach abgehauen wird / so schläget er nicht wieder aus / weder an Stock noch an der Wurtzel.

§. 22. Wenn die Bircke noch jung / so ist die Rinde röthlich / wenn sie aber alt wird / ist sie weis.

Das Laub / wenn es zu mahl noch jung / giebt einen angenehmen Geruch von sich / deswegen die Bircken nicht nur in Häusern / sondern auch in Kirchen aufgestecket werden / die Feste damit zu zieren.

Was dieser Baum für Nutzen giebt bey der Kinder-Zucht / ist nicht unbekannt / und kan keine Schule oder Hauß / wo auf gute Zucht der Jugend gehalten wird / ohne dessen Holtz seyn / zum wenigsten giebt es daselbst eine Scheu und Schein.

So dienet es auch sehr wohl zu Kehr-Besen / die Zimmer in den Häusern rein zu halten / ohne welche[WS 1] man viele Verdrießligkeit haben würde.

§. 23. Gleichwie auch vor dessen die Schalen von den Linden zum schreiben gebraucht worden / also hat die Bircke mit ihren Rinden hierzu ebenfalls dienen müssen / wie denn HIERON. Beck gedencket / daß man vor alters / ehe das Papier erfunden worden / diesen Baum deswegen in sehr hohen Werth und Ehren gehalten / weil man seine weisse und harte Rinde, zur Schrifft brauchen / solche als einen Brieff versiegeln und an andere Ort schicken können / gestalt er denn selbst zu Chur in Schweitzer-Land der gleichen Schrifft

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wilche
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/341&oldid=- (Version vom 20.8.2021)