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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 16. Es hat auch dieser Baum ein schönes und nutzbares Laub zum Vieh füttern / und ist gut zur Düngung / oder vielmehr einzustreuen / weil es leicht faulet und fermentiret / daher man auch glaubet / daß Ungeziefer und Würmer leicht drinne wachsen / gleichwie das Holtz selber thut / wenn es in der Witterung stehet / oder dahin verbauet wird.

Man hat hiernechst in Erfahrung / daß die Ahorn noch ein besser und süsser Wasser zu allerhand Gebrauch gebe / als die Bircke.

Wie dieser Baum auch seinen Nutzen in der Medicin habe / kan man bey dem Ursino in Arboreto Biblico Sect. 2. c. 11. p. 184. und 187. nachsuchen.

§. 17. Sonsten ist er mit unter das schnellwachsende / auch unter das lebendige oder Schlag-Holtz zurechnen. Dann wenn der abgehauene Stamm nicht gar zu alt / schläget er aufn Stock wieder aus / verdemmet den Unterwachs auch nicht sehr / weil des Baums Wurtzel nicht weit ausläuffet.

Durch den Saamen und Ausläuffer lässet er sich leichtlich fortpflantzen / aber er leidet nicht gerne das Eisen / davon er leicht hohl wird / sonderlich wo ein Ast abgeschnitten / daß er hernach allgemach gar abgehet und abstirbet.

§. 18. Seine Blätter hangen an rothen Stiehlen / die Blüth ist grünlicht / und kömmt in Majo hervor / der Saame oder Beer aber / so in Sept. oder später / nach der Landes-Arth reiff werden / hangen zwey und zwey beysammen / haben auch 2. Flügel / so seitwerts abstehen; der Kern ist mit einer Haut umfangen / und fast so groß / als eine platte Wicke.

Wenn der Saame reiff / und fortfleuget / so geben sich die zwey Kerne / so sonsten beysammen gestanden / von einander / und behält jeder Kern seinen Flügel / welcher auf der Erden liegend / sich in die Höhe und oben begiebt / damit der Kern unten bleibe / und desto eher die Erde ergreiffen / und aufgehen kan.

Ob wohl die Ahorn sonsten an sich selbsten unfruchtbar / so ist sie doch allerhand Früchte / so in dieselbe gepfropffet werden / zu tragen fähig / wie aus dem Plinio, Porta und andern zuersehen / also / daß er Aepffel / Kirschen / und ander Obst treibet / wie mit mehrern obgedacht.

§. 19. Es ist auch dieser Baum sehr dauerhafft und kan zu einen sehr hohen Alter kommen.

Denn es schreibet Plinius lib. 16. c. 44. daß zu seiner Zeit eine Ahorn zu Delphis, und eine in Arcadia noch gestanden / welche Agamemnon mit eigenen Händen gepflantzet / und sind von Agamemnone bis auf Plinium verlauffen tausend zweyhundert und sechzig Jahr / das mögen wohl recht alte / Bäume heißen und billig genennet werden.

Ferner findet man in hiesigen Landen einen Baum Masserlen genannt / so der Ahorn gantz an Laub und an Saamen ähnlich / nur daß alles beydes etwas kleiner ist.

Das Holtz ist eben von dergleichen Art / feste und hart / aber der Stamm wächset nicht so hoch / sondern bleibet insgemein

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/340&oldid=- (Version vom 20.8.2021)