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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

man es wohl zum Verkohlen brauchen / indem es eine derbe Kohle giebt / mag auch mit unter das lebendige Holtz gesetzet werden / weil es / wenn es nicht gar zu alt abgehauen wird / wieder ausschläget / und schnelle daher wächset.

Die Beere dienen so wohl für zahmes als wildes Flügelwerck / und freßen die Hüner solche Winters-Zeit gerne / werden fett und wohl geschmack davon.

Der Landmann hat auch sonderliche Anmerckungen bey diesem Baum. Wenn er wohl blühet und Früchte träget / gläubet er / daß dergleichen an dem Korn-Bau künfftiges Jahr erfolge / welches vor ein ziemliches gewisses praesagium gehalten wird.

Aus dem Vogel-Beer-Baum Safft oder Wasser / ist auch ein gesundes und delicates Geträncke zu brauen.

Es wird im Früh-Jahr eine Schramme in Baum gehauen / daraus ziemlich viel Wasser läufft / welches so gut und tugendhafft ist / daß man nicht das halbe Maltz gegen andere Wasser zurechnen / zum Brauen / brauchet und nöthig hat.

§. 16. Der Hollunder-Baum oder Strauch ist ebenfalls wohl bekannt / auch einer so unter die sponte nascentes oder der ohne menschliche Bey-Hülffe herfür kömmt / mit zurechnen / und welcher an der Wurtzel auch wieder ausschläget / hat seinen Nahmen daher bekommen / weil sein Holtz innwendig hohl ist.

Er hat dreyerley Rinde oder Schalen / die äusserste ist graulicht / die andere grün / und die dritte gelbe / wird mehr um seines Nutzens Willen in der Medicin, als seines Holtzes wegen aestimiret / maßen fast nichts an dem gantzen Baum ist / welches nicht der Menschen Gesundheit zu erhalten / dienlich wäre / wie solches der Länge nach zusehen in D. Daniel Beckers nützlicher kleinen Hauß-Apothecke / darinnen die Beschreibung des Hollunders und Wacholders / wie man aus beyden nicht allein allerhand Artzeneyen bereiten / sondern auch dieselben / so wohl bey innerlichen als äusserlichen Kranckheiten gebrauchen möge / zu befinden.

Der wilde oder rothe Hollunder wächset in dunckeln Wäldern, hat bleichgelbe Blüthe und rothe Beere.

Das rothe Wildpret soll die Blätter davon gar gerne fressen / und die Vogel / die Beeren / das Holtz wird feste / wann es dürre ist / dienet zu Stricknadeln / zu Röhren und zu Spiessen / an die Sensen etc.


Das Vierde Capitel /
Von Laub-Holtz so keine Früchte trägt.

§. 1. Von der Linden. Wie der Linden-Saamen zu sammlen und auszustreuen.

§. 2. Beschreibung der Linde.

§. 3. Derer zweyerley Geschlechte.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/331&oldid=- (Version vom 20.8.2021)