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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ein schönes Laub und gleichet fast dem Ahorn-Laub / aber es ist viel kleiner / hat einen hohen starcken Stamm / sonderlich wo es guten Boden antrifft / und wächset schnell daher.

Das Holtz ist fest und hart / auch sehr wohl zu allerhand Arbeit und zum Brennen zu gebrauchen / es wächset gleich einem Kirsch-Baum kan von denen Kernen / so etwas flach sind / gar leicht ingleichen von Schnittling oder Sprossen aufgebracht und der Stamm zu Ober-Holtz gezogen werden; dann es verdrucket das Unter-Holtz sehr wenig / schlägt auch aufn Stamm und Stock wieder aus / und ist also für ein sehr nutzbar Holtz zu achten.

§. 14. Der Vogelbeer-Baum mag gar füglich unter die wilde oder Wald-Bäume gezehlet werden / und wächset durchgehends gerne auf den Gebürgen / als auf denen Böhmischen / Hartze / Lothringischen / Burgundischen und Schweizerischen zu sehen.

Er lässet sich leichtlich fortpflantzen / so wohl von Beeren / als von Aussprößlingen.

Die Beere werden gesäet / gleichwie ander Baum-Saame oder büchene Kern, sie pflantzen sich auch selber leichtlich fort, daher man zum öfftern siehet / daß wenn dergleichen Saamen in die alten holen Weiden gefallen / er darinne wurtzelt / und aus derselben heraus wächset / auch seine Wurtzel durch die alte Weide / bis in die Erde hinein treibet; des gleichen findet sichs daß sie in alten Mauren und Ruinen aufwachsen. Man kan sie auch in der Baum-Schule aufziehen / und hernach versetzen; da sie denn wenn man sie mit Fleiß aushebet und verpflantzet / gar leichtlich fortkommen; und besser als wenn sie auf der ersten Stelle geblieben / tragen auch besser Frucht.

Sie lieben fast allen Boden / außer gar zu truckenen und morastigen / jedoch den guten mehr / als den geringen.

§. 15. An denen Wänden oder Zäunen item in Alleen geben sie einen schönen prospect, weil sie hübsch gerade und oben traublicht zuziehen.

Wenn sie blühen sind sie auch gar fein anzusehen / absonderlich aber / wenn sie voll Früchte hangen / so scheinet es als wenn sie mit einem rothen Tuch überzogen / oder bekleidet wäre. Sie lassen sich auch pfropffen / so wohl auf ihr eigen Holtz als auf Weis-Dorn / Quitten etc.

Das Holtz an sich selbsten hat einen sehr harten und delicaten Wachs oder Jahren / ist sehr dauerhafft / und der Fäulung wenig unterworffen / kan auch von Tischlern / Schäfftern und Drechßlern gar wohl zu allerhand gebrauchet / und durch Künstler so wohl zu gerichtet werden / als kein Indianisch Holtz.

Es arbeitet sich glatt / hat eine schöne rare Farbe / und ziemliche Härte lässet sich nebst den Aesten wohl und leicht biegen / und dienet also zu Bogen / sonderlich / wenn es zuvor warm gemachet wird.

Ja es wächset auch zu einen guten Baustamm / und wo dergleichen viel / als in denen Wäldern / in der guten alten Holtz-Erde befindlich kan

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/330&oldid=- (Version vom 20.8.2021)