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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Schalen etwas lüfften / wenn man sie säen oder stecken will / oder aber den Kern unbeschädigt heraus nehmen / so bekommen sie gar wohl / und werden nicht verhindert durch das langsame Aufbrechen der Schale / darinnen sie zum öfftern gar verfaulen / ehe sie sich aufthun.

Arboribus pruniferis Mercurius vivus inditus ipsis prunis vim communicat purgantem.

Die Pflaumen-Kern soll man vor Winters entweder in Winter-Monat / oder im Anfang des Frühlings / so bald man in die Erde kommen kan / in die Erde stossen darvon schöne Bäumlein auf gehen. Das Pflaum-Baum-Holtz wird gegen dem Kern zu immer röthlicher / herauswerts aber / nach und gegen der Rinde / ist es weislichter.

Dienet also wohl denen Schreinern und Drechßlern allerhand feine Arbeit daraus zu verfertigen.

§. 8. Weil es von dem Maulbeer-Baum / in warmen Ländern gantze Wälder voll giebet / der Baum so zu sagen / wild und von selbsten wächset / auch sich mit Ausschößlingen vermehret / so ist dessen auch allhier gedacht worden.

Denn ob gleich diese Art in unsern Landen nicht gar zu sehr bekannt / so ist dennoch wohl zu überlegen / ob dergleichen sehr nützliche Baum-Zucht hier und zwar an bequemen warmen Oertern / nicht anzubringen und zu erlangen seyn möchte / dann die Blätter den Seiden-Würmern gute Nahrung geben / sonderlich die so von den weißen Maulbeer-Bäumen[WS 1] gesammlet werden.

§. 9. Zwar ist die Seiden-Arbeit und Erziehung der Seiden-Würmer zu erst aus Indien in Persien / von dannen in Grichenland / und so fort in Italien / auch ferner in Franckreich kommen.

Ob aber diese Sache in Teutschland auch eingeführet / und gantze Gegenden mit dergleichen Baum-Zucht versehen / und im freyen Felde die Ränder und Reine damit besetzet werden können / stehet dahin; jedoch ist daran keinesweges zu verzagen / dann sie lassen sich / bevorab die weißen / gar leicht aufbringen / wie man an unterschiedenen Orten probiret / und wäre also nicht zu zweiffeln daß man derer in großer Menge erziehen könte. Wenn nun die Fütterung der Seiden-Würmer also zu verschaffen ist / so wird auch nicht ermangeln / daß die Würmer solcher gestalt / ob es gleich mühsamer wäre als anderer Orten / selbsten auch wegen der Kälte zu salviren / und folglich wie in andern Ländern / zu nutzen.

Denn wo der weiße Maulbeer-Baum wächset / da ist vermuthlich daß auch die Seide aufzubringen wäre / und könte man / sonderlich wo warme Orte in Schluchten und Thälern / bey denen Weinbergen / it. wo die Sonne sonsten wohl anfället und reflectiret / anzutreffen seyn / so wohl die Baum-Zucht / als auch die Behältnüße derer Seiden-Würmer wohl und füglich anstellen /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Maulberr-Bäumen
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/327&oldid=- (Version vom 20.8.2021)