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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

gangen seyn; so wäre doch zu wünschen / daß solche annoch vorhanden. Dann was vor unsäglichen Vortheil würden wir und unsere Vorfahren von Salomons Zeiten her / daraus zu hoffen gehabt / und uns eine mehrere und bessere Wissenschafft zu Anbauung des Erdbodens / und solchen mit Früchten und allerhand Holtze vermehrt / hinterlassen haben?

§. 16. Vom Cyro der Perser König erzehlet Cicero in Catone, daß als der Lacedaemonier Lysander zu Ihm gekommen / habe er Ihm viel Gnade erwiesen / und alle Königliche Schätze gezeiget; unter andern aber an ein umbzäuntes Stück Holtz geführet / mit welchem er sich sehr groß gewust / und Ihm daselbst gewiesen / wie nicht nur alle Bäume in guter Ordnung die Reyhen übers Creutz und in Triangel angeleget / sondern auch diejenigen / so er mit eigener Hand gepflantzet bereits von einer ziemlichen Höhe wären. Seine Worte hiervon sind folgende: quod cum Lysander Lacedaemonius venisset ad eum, praeter caetera comitatis & humanitatis officia, ipsi delata, ac reliqua Regiae gazae ornamenta ostentata, non minimo duxerit honori, quod ei conseptum quendam agrum diligenter consitum, proceritatem Arborum sua manu satarum, & directos in quincuncem ordines potuerit ostendere. Also hat auch Diocletianus Imperator nach abgelegter Bürde des weitschweiffigen Römischen Käyserthums seine Ruhe und Lust zu Salona in Dalmatien seinem Vaterlande gesuchet / und daselbst allerhand Gewächse und Bäume erzielet.

§. 17. Es ist hiernechst bekant / daß der Umbfang der Stadt Rom / vor alten Zeiten / in 12. Berge abgetheilet gewesen / alleine man zehlet vorietzo dererselbigen nur noch 7. an der Zahl / unter welchen der sechste Monte viminale biß uf den heutigen Tag genennet wird / oder uf teutsch der Weidenberg / und haben die alten Römischen Consules, diese weltberühmte Stadt / zur grossen Zierde und Nutzen / mit Weiden aufn Gassen / zwischen denen Palästen und Häusern besetzen lassen / welches denn sehr anmuthig anzusehen gewesen / und diesen Weidenberg sehr berühmt gemachet. Nichts minder haben auch vorher die Römischen Bürgermeister und Raths-Herren / die Wälder und Bäume ihrer Hochachtung gewürdiget / und gerne in und bey denenselben sich / aufgehalten / und gute Vorsorge zu derer Conservation getragen / wie der Poët singet:

Sic animus sylvas, sylvae sunt Consule dignae.
In agris sunt Senatores. Cicero.

§. 18. Gleichwie nun die alten Römischen Consules, die Land-Oeconomie, in Feldern und Wäldern sich angelegen seyn lassen; Also hat bevoraus Julius Caesar selbsten wegen derer Höltzer in Italien gute Anstalten gemachet / und unter andern seine erste Sorgen bey Einrichtung

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/31&oldid=- (Version vom 17.1.2018)