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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

selbst an den Bäumen ausgefallen / so thun die Fächer oder Lieder (ausgenommen an den Kieffer-Zapffen / welche offen bleiben) sich wiederum zu / und so er nicht gantz ausgefallen / indem die Nässe / oder kalte Witterung solches verhindert / so schliessen sie selbigen wieder ein / biß auf eine andere Zeit / da sie sich wieder aufthun / und hieraus ist auch gar wohl zuurtheilen / daß die Natur den Saamen nicht auf einmahl alle hergeben will / in Vorsicht, daß wenn es einmahl wegen des Aufgehens manquiren solte / sie solchen Schaden wieder aufs neue ersetzen könte.

Es wird aber der Saame in den Zapffen / in einem Jahr zeitlicher reif / als im andern / nachdem die Witterung ist; auch erfrieren dieselbe wohl gar in Frühling / wenn sie noch jung seyn / werden schwartz und fallen ab / ja es verdirbet offt der Saamen etliche Jahr nach einander.

Noch etwas sonderbahres ist allhier mit Stillschweigen nicht zu übergehen / nehmlich / so man diesen Tannen-Fichten- und andern Saamen aufbricht / und durch ein microscopium betrachtet / so wird man jedes Baumes Art und Aeste dadurch gewahr werden / und sich solches sichtbarlich / und wohl erkäntlich zeigen / welches man gewiß als ein Wunder der Natur zu betrachten hat.

§. 8. Wenn nun mit dem gesammleten Saamen eine gantze Gegend besäet werden soll, und der Boden auf ein viertel Ellen tief mit Pflügen / Graben oder Hacken umgerissen werden kan / so ist es gut / wo nicht, so muß man doch Gräblein von 1. biß 2. quer Finger tief in Reihen aufmachen / den Saamen drein streuen / und wieder einebenen / der gehet gemeiniglich nach 6. Wochen auf / wenn er frisch in die Erde bracht / und gute warme und dabey feuchte Witterung hat.

Um Friedrich-Stadt / Halmstrandt etc. an der Ost- und Nord-See / wird dergleichen Baum-Saamen mit grossen Nutzen in schmale Grüblein / etwan 1. biß 2. quer Finger tief / gesäet / und gute Erde drauf gezettelt oder gestreuet / so gehet er hernach auf; kan man alsdenn / im Fall wenig oder geringer Boden daselbst verhanden / etwas gute Erde herum streuen / wenn sie hoch ausgeschlagen / so ist es gar nützlich.

Der Saame / so man im Früh-Jahr einbringt kan alsobald oder im folgenden Herbst gesäet / und der / so man im Herbst sammlet / auch alsofort / oder im Frühling in die Erde gebracht werden.

§. 9. Die jungen Tannen / Fichten und Kiefern sind / wenn sie zwey oder drey Jahr alt / fortzusetzen / so bekommen sie am besten / und werden in Ausziehen nicht zu sehr an der Wurtzel beschädiget / als die Grössern / und pfleget man sie vor den Versetzen eine Zeitlang mit der Wurtzel einzuweichen.

Man versetzet sie so wohl im Herbst als in Mertzen.

Darbey aber können sie das Beschneiden nicht vertragen / wie mehrmahls erinnert worden.

Denn das

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/287&oldid=- (Version vom 20.8.2021)