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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 1.

DIe allgemeinste oder generalste Abtheilung der Bäume ist / daß sie unterschieden werden / in wilde- oder Wald-Bäume / und in zahme oder Garten-Bäume; in Sylvestre & urbanas sunt dividendae Arborum quaedam, schreibet PLINIUS N. H. Lib. I. c. 19. omnino Sylvestres quaedam, quaedam urbanae. Hae mites, quae fructu aut aliqua dote, umbrarumve officio humanitus juvant ut non improbe dicantur Urbanae.

D. i. etliche sind wild / etliche Garten-Bäume.

Zu denen letztern gehören diejenigen die entweder mit ihrer Frucht oder sonsten einer Annehmlichkeit wie auch mit ihrem Schatten denen Menschen dienen / dahero sie auch Garten-Bäume genennet werden.

Anders beschreibet die wilden-Bäume der AUTOR DE PLANTIS, von welchen man insgemein hält / daß es ARISTOTELES sey / quod sc. sine cura & cultura proveniant, daß sie nehmlich ohne sonderlichen Fleiß und Wartung daher wachsen.

Deshalben eignet er auch denen wilden zu / daß sie durchgehends mehr Früchte / als die Garten-Bäume tragen / hingegen wären derer letztern ihre besser und angenehmer.

Es gereichet aber denen wilden Bäumen zu nicht geringen Ruhm / und dem menschlichen Geschlechte zum Troste / daß deren offt in der Heiligen Schrifft Meldung geschicht / davon wir jetzo nur einen sonderlichen Ort anführen wollen.

Esaiae 41. V. 9. verheiset der große und gütige GOtt: Ich will in der Wüsten geben / Cedern / Föhren / Myrten und Kiefern / und will auf dem Gefilde geben / Tannen / Buchen / und Buchs-Baum mit einander; dadurch wir uns versichern sollen / daß es an Holtz nicht ermangeln werde / wenn wir die Arbeit in dem Schweiß unsers Angesichts / wie in andern Dingen / dabey anwenden.

§. 2. Die wilden Bäume werden ferner abgetheilet / in das Tangel- oder Hartz- und in das Laub-Holtz.

Dieses lässet seine Blätter Herbst-Zeit bey herannahenden Winter fallen / jenes aber behält den grünen Schmuck und Tangeln / Winter und Sommer über / wie wohl auch die Fichten / Kiefern und Tannen nur etliche Nadeln in Mäy-Monat abwerffen / da nehmlich die Jungen die Alten vertreiben / jedoch bleiben sie stets grün.

Bey dem Laub-Holtz ist fast nicht ohne Betrübnüß anzusehen / wie mit Eintretung der Kälte dasselbe aller seiner Zierde beraubet / und die Blätter

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/284&oldid=- (Version vom 20.8.2021)