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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

grüne daran sehr gerne / das Wildpret und Vogel halten sich auch gerne dabey auf / auch wird es in Spanien sehr genutzet / weil es eine Art guten Hanffs giebt.

Mit diesem Gewächse / dieweil es auch mit den geringsten Orte zufrieden und doch so vielfältigen Nutzen hat / könte gar leicht ein Versuch gethan werden / und ein jeder auch bey seiner privat-Wirthschafft hierinnen sich exerciren / welches gewißlich ein sonderbar vorträglicher und nützlicher Theil der selbigen seyn würde.

Es findet sich zwar in unsern Ländern sonderlich jenseits der Elbe / eine dergleichen Art / so insgemein Grinitzsch genennet wird / aber es ist mehr eine wilde Art und Unkraut / als etwas nützliches zu nennen / weil es fast gar zu nichts dienet / ausser daß die Schaffe und die Hasen Winters-Zeit daran nagen / welches aber indeme es in grosser Menge wächset / das Erdreich aussauget / denen nahstehenden Bäumen die Krafft und Nahrung nimmt / und so sehr demmet / daß wenig oder gar kein Wiederwachs darneben aufkommen kan; Weil aber diese wilde Art des Genest hier zu Lande so guten Wuchs und Gedeyen hat / so wäre auch nicht zuzweifflen / daß obgedachte zahme Art mit guten Nutzen hieselbst gepflantzet / und fortbracht werden könte.

§. 34. Aus vorhergehenden / auch aus vielen Reise-Beschreibungen und Nachrichtungen nun ist gnugsam kundbar / daß vielerley schöne zahme Gewächse / aus Ost- und West-Indien / in Europam bracht / und fortgepflantzet worden / auch noch zu bringen seyn möchten; aber daß von frembden wilden Holtz dergleichen geschehen / hat man noch nicht gehöret / oder es ist doch zum wenigsten noch nicht kundbar / da doch von vielen Scriptoribus gerühmet wird / daß vielerley schönes und sehr nutzbares wildes Holtz in gedachten Indien verhanden seyn soll / und daß das Europäische / jenen an der Güte nicht gleichet / und also ein mehrerer Nutzen / vielleicht durch Fortpflantzung derer frembden wilden Bäume / als durch zarte ausländische Gewächse / entstehen könte / auch das wilde Holtz / weil es dauerhaffter und stärckerer Natur ist / desto eher / als jene / zumahl durch den Saamen fortbracht werden möchte. Ob nun dergleichen Fortpflantzung durch die Nachkommen in Europa unternommen / und glücklich auszuführen seyn wird / stehet bey GOtt.

Unterdessen / gleichwie warhafftig seyn soll / daß alles Europäisches Tangel- und Laub-Holtz in Nord-America zu finden / und durch Göttl. Providenz ohne Zweifel dahin verpflantzet / also ist Gottes Hand noch nicht verkürtzet / das uns nutzbare Indianische oder andere frembde Holtz / auch in Europa aufbringen zu lassen.

§. 35. Immittelst ist doch gewiß und wohl anzumercken / daß bey Fortbringung[WS 1] frembder Gewächse / so aus warmen Ländern

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Fortrbingung
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/271&oldid=- (Version vom 20.8.2021)