Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/266

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und wilden Oelbaum / davon auch VIRGILIVS schreibet / Lib. 2. Georg.

Nec pingues unam in faciem nascuntur olivae.

Es hat der Oelbaum einen geraden Stamm / welcher ziemlich dicke seyn muß / weil Salomon wie 1. Reg. 6. gedacht wird / aus solchem Holtze die beyden Cherubim, so von 10. Ellen ein jeder hoch gewesen / gemacht habe / das Laub ist allezeit grün / die Frucht so in Beeren und dem Oel bestehet, sehr nützlich, indem das letztere an die Speisen / zum Lampen / zur Artzney und zur Salbung gebraucht wird / um welcher Nutzbarkeit willen dieser Baum der Minerva, der Göttin der Weißheit am meisten gefallen / da Jupiter die Eiche / Venus den Myrten-Baum / Phoebus den Lorber-Baum / Cybele die Kiefer / Hercules den Pappelbaum erwehlet / anzudeuten / daß man in allen Dingen auf den Nutzen dencken müße / wie Phaedrus saget: Nisi utile est quod facimus stulta est Gloria.

Das Holtz / sowohl von wilden als zahmen Oelbaum ist sehr dauerhafft, und weder der Fäule noch den Wurmstich unterworffen / derhalben auch obgedachter Salomon / der Arcana der Natur untersuchet und darinnen geforschet / das Tabulat in Tempel von Oelbaum Holtze fertigen lassen. Es ist dieser Baum / wie oben von den Citronen-Baum gedacht worden / auch etwas spate in Italien kommen / maßen er 440. Jahr nach Erbauung der Stadt Rom dahin soll bracht worden seyn.

§. 25. Von den Pfirschen hat man wohl vorhin geglaubet / sie könten nirgends anders als in Persien / dahero sie auch den Nahmen haben / daß sie Mala Persica heißen / wachsen; Es ist aber diese Frucht in Egypten / ferner nach Rom / und so fort in andere Länder gebracht worden / und wächset solche so gut in Teutschland als in orientalischen Landen.

Dergleichen könte auch mit andern frembden Bäumen / als Cedern / Lerchen-Baum / Cypressen vorgenommen und ein Versuch gethan werden.

Pistacium oder wilder Pimpernußbaum wächset auch in Teutschland[WS 1] / Böhmen und in der Schweitz / träget Frucht und siehet fast den zahmen gleich.

Sabina oder Seven-Baum kan gar leicht durch Zweige fortgepflantzet und so wie die Roßmarien in die Erde gestecket werden; hat Tangeln / wie der Cypressen-Baum und dauret in Winter in unsern Landen.

§. 26. Tamariscken wird gleichfals an Bächen und Flüßen gefunden / aber wild / und wird hernach in die Gärten verpflantzet / wächset um Breysach am Rheinstrom / ingleichen um S. Pölten in Oesterreich.

Wilde Wein-Reben sind den zahmen am Holtz und Laub etwas gleich / bringen selten Früchte oder doch hart und klein.

Um Straßburg und Speyr wachsen sie an hohen Bäumen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Teutchland
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/266&oldid=- (Version vom 21.8.2021)