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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 18. Der Mußcaten-Baum soll fortgepflantzet werden durch einen gewissen Vogel / so sich an denen Oertern / wo die Mußcaten wachsen / einfindet. Wenn die Muscat-Nuß recht reiff ist / verschlucket er sie gantz und giebt sie wieder unverdauet von sich / diese Nüsse so mit einer schleimichten und zehen materie umgeben / auf die Erde fallen / gewinnen Wurtzeln und bringen also einen Baum hervor / welche Art Bäume auf andere manier sonsten nicht zu pflantzen seyn sollen.

Die Mußcaten-Nuß wird mit kalten Wasser abgespület und abgewaschen / durch welches Mittel sie für aller Fäulung und Verderbnüß verwahret wird.

§. 19. Zirbelnüßlein oder Pistacien wachsen in Italien / ist eine Art von Bäumen fast wie die Kieffern. In denen Zapffen wachsen und stecken die länglichten Körner und Frucht.

§. 20. Der Palm-Baum ist zwar ein frembdes Gewächs / so in Syrien / Egypten und Africa befindlich / gleichwohl aber / weil auch hier zu Lande Palmen gezeuget werden / wie denn ein schöner Palm-Baum in Herr George Führers Garten zu Nürnberg angetroffen wird / als wollen wir auch etwas hievon melden.

Der Palm-Baum heisset auf teutsch eine Dattel-Baum / die Griechen nennen ihn Φοίνιξ, von wegen der braun-rothen Farbe.

Die Früchte werden bey ihnen Palm-Eicheln genennet / auch wohl Dactyli, von wegen der Form und Gestalt / daß sie länglich und geschmeidig wie Finger sind.

Wir Teutschen nennen sie Dattel-Kern.

Es sind aber mancherley Geschlechte der Palm-Bäume / und so unterschieden / als etwa ein Geschlecht unter den Bäumen seyn mag. Insgemein werden sie in grosse und kleine Dattel-Bäume eingetheilt. BARLAEUS in der Brasilianischen Geschichts-Beschreibung p. 682. 683. saget:

Es seyn dreyerley Arten Palmen: etliche tragen Datteln / etliche Indianische Nüsse / etliche eine solche Frucht / daraus die Congianer Oehl / Wein-Eßig und Brodt machen. Wenn man in denselben Baum bohret, so fleust ein Safft heraus, der erst süß und hernach sauer ist / und aus dem innewendigen der Frucht / so auf gemeldten Bäumen wächset / wird ein Oehl gepresset / das ist fast unserer Butter gleich / und wird zu der Speise / wie auch zu Salben und Schmieren / ingleichen in den Lampen gebrauchet.

§. 21. Die alten Egypter haben mit den Palm-Bäumen das Sonnen-Jahr fürgebildet / wie ORUS APOLLO bezeuget:

Gleich wie der Palm-Baum allezeit in neuen Monden-Schein einen jungen Zweig oder Schoß von sich stösset; Also / daß er alle Jahr 12. neue Zeichen überkommet: ebenermaaßen wird das Jahr mit 12. Monaten erfüllet und vollendet.

Darnach gleich wie der Palm-Baum / als PLUTARCHUS anzeiget / dreyhundert und sechzigerley Nutzbarkeiten dem menschlichen Geschlechte giebet; also hält

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/262&oldid=- (Version vom 21.8.2021)