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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

in Syrien / so Daphne genennet worden / gelegen / wird auch in Corpore Juris Tit. ult. Cod. lib. XI. de Cupressis ex luco Daphnensi non excidendis vel vendendis, gedacht und der hochberedte CHRYSOSTOMUS, als er zu Antiochia gelehret / desselben öffters Meldung thut / als To. I. Opp. col. 539. col. 670. etc.

Diesen beschreibet auch SAUR in Theat. Urbium mit folgenden Worten: Viertzig Stadien / das ist / fünff Viertel einer teutschen Meile von der Stadt Antiochia, ist ein grosser Wald gewesen / so breit und groß / daß er schier eine teutsche Meile in Umbzirck gehabt / gar ein lustiger Wald / mit viel Spring-Brünnlein sehr lustig zugerichtet / darinnen auch die Vögelein auf den grünen Aesten süße gesungen / und sich erfreuet haben. Mitten in diesem Walde hat ein Tempel gestanden / darinnen der Abgott APOLLO angebetet ward. Es hat auch die Göttin DIANA in diesem Walde einen Tempel gehabt. Und weil dieser Wald DAPHNE geheissen / hat die Stadt Antiochia den Zunahmen davon bekommen / daß sie EPIDAPHNE genennet worden / wie man in anderm Buch der Maccabeer c. 4. V. 33 seqq. lieset / daß der fromme Hohepriester Onias in diesen Wald Daphne seine Zuflucht genommen / und vermeynet an demselben befreyeten Orte sicher zu seyn. Er wurde aber mit listigen Worten aus der Freyheit gelocket / und verrätherlich ermordet. Woraus denn zu ersehen / daß solche Luci oder geheiligte Wälder zu Asylis und Freystädten gedienet / wie solches mit mehrern ausgeführet werden könte / wenn es unsers Vorhabens wäre.

§. 5. Man hielte auch vor Alters davor / daß sonderliche Götter oder Göttinnen solche Wälder und Förste bewohnet / und ihren Auffenthalt darinnen genommen / als der Pan, Diana, die Fauni, Satyri, Nymphae, Dryades, Hamadryades, Oreades, etc. Wie denn bey denen Poëten Sylvanus, Jugatinus, Collatinus, Vallona, und andere / so von den Orten ihren Nahmen bekommen / bekant sind. Ja es war so weit mit ihren Aberglauben kommen / daß sie sich beredet / als wenn in diesen Bäumen die Dryades und Hamadryades gelebet / und mit denenselben untergangen / wie es OVIDIUS in folgenden vorstellet / Metamorph. lib. 8. fab. 13.

Stabat in his ingens annoso robore quercus,
Cujus ut in trunco fecit manus impia vulnus,
Haud aliter fluxit discusso cortice sangvis.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/26&oldid=- (Version vom 17.1.2018)