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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ein alter Teutscher gesaget: Daß er solche Gewächse und Laub denen Kloster-Leuten schencke / so Keuschheit zuhalten gelobet / ihre Ruhe darauf zu haben, damit sie ihren Eyde / den sie deßwegen gethan / Genüge leisten möchten.

§. 7. In Indien / Arabia und Africa sind die Baum-Wollen-Stauden in grosser Menge / wie Herodotus und Theophrastus schreiben.

Diese Stauden oder Bäumlein kriegen viel Zweige und dreygespaltene Blätter / dem Wein-Laub nicht ungleich / doch etwas kleiner.

Die Blumen sind gelbe und inwendig Purpur-Farben und bey nahe den Pappel-Blumen ähnlich. Die Frucht zeitiget bald nach der Blüte / daher den gantzen Sommer durch / beydes Blüthe und Früchte an den Bäumlein gefunden werden sollen. Die Früchte sind wie härige Haselnüsse gestalt / wenn dieselbigen zeitig werden / spalten oder springen sie von sich selbst auf / alsdenn thut sich die weiße Wolle Lockweise herfür / wird gesponnen / und giebt schönen Zeug; Aus den Baumwollenen Lumpen / wird auch gut Pappier gemacht.

Diese Stauden werden zwar an theils Orten in Europa gepflantzet / aber sie tragen keine Früchte.

§. 8. Es sind zweyerley Arten der Cedern Bäume / eine die grössere / welche Zapffen träget / die andere aber die kleinere / so Beere / denn Wacholder-Beeren nicht ungleich / hervor bringet. Die grössere ist ein gerader und sehr hoher Baum / daß er auch alle andere / so Zapffen tragen / an der Höhe übersteiget.

An Stamm ist er offt so dicke / daß wie Theophrastus bezeuget / vier Männer solchen nicht umklafftern können.

Die Aeste schlagen nicht weit von der Erde aus / rund um den Stamm und breiten sich weit aus / je höher aber sie am Stamm stehen / je kleiner sind sie / also / daß von ferne solche Bäume / wie Flamm-Seulen / oder Pyramides anzusehen seyn.

Die Nadeln sind gleich denen an den Kihn-Bäumen / oder Kiefern / jedoch kürtzer / auch nicht so spitzig; die Zapffen hangen nicht abwerts / sondern stehen gerade in die Höhe / und sitzen dieselbe / wie Bellonus schreibet / so feste an den Aesten / daß sie ohne ein Stück von denselben nicht wohl abgerissen werden können.

Es ist dieser Baum häuffig im Syria auf den Berg Libano, Tauro und Amano befindlich gewesen.

Die kleinere Art Cedern wächset in Italien, Istria und andern Orten / wird auch in unsern Gärten gezeuget.

Diese wird kaum eines Arms oder Beins starck / wird auch nicht gar hoch / gleich den Cypressen / so von Saamen in unsern Landen erzeuget werden. Das Holtz der grossen Cedern ist sehr dauerhafft / und wird nicht Wurmstichig / derhalben die Götzen und andere Bilder und Seulen / aus demselben geschnitzet worden.

Ingleichen ist es dieser Eigenschafft halber sehr zum Schiff-Bau / wie auch zu Decken der Kirchen und Palläste gebraucht worden / weil es keine Risse noch Spalten bekommt / maßen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/256&oldid=- (Version vom 21.8.2021)