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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

recht erholet und die Aenderung verwindet / welches aber von denen Stämmlein nicht zubefürchten.

Denn wenn solche guten und ihnen anständigen Boden haben / so wachsen sie unverhindert und schnelle fort / bleiben auch ohne Beschädigung / welches aber in Ausheben / Führen und Tragen / auch im Versetzen nicht wohl zu meiden / sie geschehe nun an der Wurtzel / Stamm oder Rinde. Unterdessen ob wohl der Natur bey Wart- und Fortbringung der wilden Bäume der Vorzug gelassen wird / so kan man doch nicht in Abrede seyn daß die Kunst sie auf gewisse Masse in Versetzen derselben übertreffe.

Denn es lässet ja anmuthiger wenn es durch Kunst so eingerichtet wird daß ein hoher Baum / und denn ein niedriger Wechsels-weise in einer Reihe stehen / als wenn eine Asche / Ilme / Linde / und denn eine schöne Ahorn etc. ohne Ordnung von der Natur erzeuget / daher wachsen.

So giebt es auch ein ungemein schönes Aussehen / wenn in einer gleichen Höhe eine gantze Reihe Linden / in einer andern Castanien / wieder in einer andern Welsche Nüsse / wie auch Eichen / Aschen / Ilmen / Pappeln / Ahorn / Weiden etc. zu befinden seyn.

Doch muß man hier Acht haben / daß sie nicht zu nahe zusammen gesetzt werden / und einer den andern verhindere.

Denn es will diesfals ein Unterscheid unter den Bäumen zu machen seyn / indem die Eiche und Linde mehr Raum haben wollen / als die Ilme / Asche / und so fort.

§. 33. Schließlichen auch des Bodens Güte mit wenigen zugedencken / so dienet alle Verbesserung desselben / auch die / so beym Versetzen geschehen möchte / nicht allein voritzo / sondern auch viel ja 100. und mehr Jahr denen Nachkommen zum besten.

Doch will bey dem Versetzen, so wohl das Gewächse / als die Natur und Eigenschafft des Baums und des Grund und Bodens zu oserviren seyn.

Denn ist der Boden gut und treibend / so können die Bäume nahe bey einanderstehen; wo er aber geringe / soll man zusehen / daß man sie in einer rechten distanz von einander auffbringe / sonst benimmt einer dem andern die Nahrung / verbutten und vergehen gar / weil sie die Erde nicht alle ernehren kan.

Auf trucknen Boden ist das Versetzen im Herbst / auf naßen aber im Frühling vorträglicher.

Sonderlich hat man zu beobachten / welches Holtz / von truckner oder feuchter Eigenschafft / und beym Säen und Pflantzen sich darnach zu richten.

Hierbey wird nachfolgendes / so dieserwegen beym Versetzen der Bäume zu observiren seyn möchte / zu wiederhohlen / nicht verdrüßlichen fallen / ob es gleich an andern dienlichen Orten auch angemercket; Unter denen Bäumen die gerne auf feuchten und naßen Boden / auch nahe an Flüssen / Bächen / Teichen und Seen / ja gar im Morasten wachsen / sind die Erle / die Aspe / die Pappelweide und andere Geschlechte

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/250&oldid=- (Version vom 21.8.2021)