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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ohne das etwas tieffer in kurtzer Zeit hernach / und wenn er zu tieff stehet / kan er kein gut Fortkommens haben.

§. 25. Ist der Ort / wohin gesäet oder gepflantzet wird / den Winden sehr offen oder unterworffen / so sollen die Bäume näher und dicker beysammen stehen / als sonsten / damit sie denen selben beßer wiederstehen können / sonderlich ist dieses an denen äußersten Ecken in acht zu nehmen / wo der Wind antreffen kan.

Dabey hat man auch zu überlegen / welche Art Bäume gerne in die Breite / und welche lieber in die Höhe wächset / um bey dem Versetzen damit zu alterniren.

Wenn auch die Bäume etwas dichter beysammen stehen / so müßen sie sich in die Höhe begeben / damit sie der Sonnen Einfluß genießen können. Die Trag- oder Mast-Eichen müßen Raum haben / derhalben sie an besten an Rändern stehen / denn mitten im Holtze nehmen sie allzu viel Platz ein.

§. 26. Was das Anpfählen der jungen Stämmlein betrifft / so sind derer viel / so vor nöthig achten / daß man solche an einem Pfahl heffte / sonderlich gegen den West- und Nord-Wind / als die in hiesigen Landen am meisten gespühret werden.

Theils wollen / man solle sie mit 3. Pfählen gegen alle Winde verwahren / auch zwischen den Stamm und Pfahl etwas Moos einbringen / damit die Rinde des Bäumleins durch das Anreiben an die Pfäle sich nicht verletze.

Nicht wenigere aber sind der Meynung / man solte sie gar nicht anpfählen so würden die Wurtzeln desto eher feste; hingegen legen sie Steine auf die Wurtzeln / laßen aber auch das Erdreich wohl eintreten / und wenn der Stamm eingewurtzelt / thun sie solche wieder weg.

Man überläßet solches des geehrtesten Lesers Beurtheilung / doch wird wohl nicht zu rathen seyn / ein junges Bäumlein zwischen großen Bäumen wieder den Wind zu pflantzen / weil solches fortzubringen sonderlich im Versetzen schwer hergehet / denn obenher benehmen ihnen die hohen Bäume die Sonne / und unten hat es wegen jener starcken Wurtzeln keine Nahrung.

§. 27. Was bishero von Ausheben und Versetzen gehandelt worden / gehet nur die jungen und zarten Stämme an; will man aber die ältern und die etwas stärckere Wurtzeln haben / hierzu brauchen / soll man in die Wurtzel mit einen Hohlböhrer unterschiedliche Löcher machen / schwache weidene gantz frische Rüthlein durch ziehen und also versetzen.

Diese Rüthlein wurtzeln bald und bringen den Baum fort / dergestalt das man die grösten Stämme damit glücklich versetzen und zum bekleiben fortbringen kan.

Dahero wäre sich überhaupt nach der Größe / und Stärcke des Baumes zu achten / daß wo es nöthig befunden würde / man allezeit eine Spanne oder halbe Elle lang ein Rüthlein nach den andern in die Wurtzeln

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/248&oldid=- (Version vom 20.8.2021)