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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

noch die Lufft sich hinein ziehen und die Wurtzel austreugen könne / welches denn sehr schädlich / derhalben die Erde mit dem Spaten derb zu machen und einzutreten ist.

§. 23. Gleich wie mans an ieden Stämmlein sehen kan / ob die Wurtzel unter sich oder in die Fläche will; Also muß man sich auch in Versetzen darnach richten.

Denn kömmt die Wurtzel / so zuvor an der Lufft gestanden / tieff in die Erde / so verdirbet sie gar leicht / auch gehet die Rinde ab / und muß also der Baum ersterben. Ist sie aber zuvor in der Erde tieff gestanden und kömmt bey dem Versetzen heraus und an die Lufft / so ist es ebenfalls schädlich. Man soll auch / wie jetzt gedacht, zusehen / daß um die Wurtzel nichts hohl sey / sondern das Euserste derselben niederwerts oder gleich legen und nicht in die Höhe stehen lassen / so kan sie den Safft besser an sich ziehen.

Ist die Erde gar zu lucker / so wird der Baum zwar wohl einwurtzeln / aber er stehet nicht feste / und der Wind kan solchen gar leicht umwerffen / oder durch das stete Rütteln die Wurtzeln loß machen / und also leidet der Stamm Schaden.

Ist das Erdreich aber allzu feste und derb / daß die Wurtzel nicht eindringen kan / so hat der Baum keine Nahrung und folglich kein Fortkommens / derhalben das Mittel hier wohl zubeobachten.

§. 24. Wie tieff auch ein Bäumlein in die Erde zubringen / wollen wir über obiges noch mit mehrern in etwas berichten / nehmlich wenn ein Baum / etwan eines Schuhes tieff mit dem Stamm von der Wurtzel an / in der Erden stehet / so ists übertieff genug. Hierbey soll / wenn die Versetzung zur Frühlings-Zeit beschiehet / die Grube bey einen starcken Stämmlein eines halben Schuhes tieff mehr oder weniger unangefüllet bleiben / daß die Feuchtigkeit in dieselbe ziehen könne, auch sollen wohl Gräblein dabey gemachet werden / darinnen das Wasser zulauffen könne.

In trucknen Erdreich kan man die Stämme etwas tieffer als sonsten setzen / hingegen eine Grube um selbige lassen / daß sich der Regen darein sammle.

Denn wenn die Erde um den Stamm / wie die meisten thun / erhöhet ist / so schiesset das Wasser abe / daß also solcher Baum eingehen und verderben muß.

In sandigen Boden / ingleichen wo es abhängig / kan man die Bäume auch etwas tieffer setzen / als insgemein / und als in leimichter / thonigter und fetter Erden. Sonsten aber ist das rechte Maaß wann sie so tieff kommen / als sie zuvor gestanden.

Jedoch wenn das Versetzen in Herbst geschiehet / kan man sie etwas anhäuffeln / und dadurch vor der Kälte und allzu grossen Nässe verwahren / hernach aber im Frühling das angehauffelte wieder wegräumen.

Es wird aber auch / wie obangeführt / genaue Achtung zugeben seyn / daß ein Baum nicht zu tieff gesetzet werde / denn wenn er gesetzet ist / so sincket er

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/247&oldid=- (Version vom 20.8.2021)